Donnerstag, 25. August 2011

Während es in Deutschland kracht, atmet Spanien auf

Oha, was hat DFB- und Bayern-Kapitän Philipp Lahm da nur ins Rollen gebracht. Eigentlich geht es Fußball-Deutschland gut, sehr gut sogar. Die Vereine sind mehr (Bayern) oder weniger (Schalke) schuldenfrei, in der UEFA-Wertung hat Deutschland in den vergangenen Jahren richtig Boden gut gemacht. Nur international - also im Ländervergleich - fehlen seit 1996 die (großen) Titel. Das sollte oder soll sich am besten im kommenden Jahr bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ändern und/oder bei der WM 2014 in Brasilien. Und das alles mit Spielführer Lahm, der sich nun harsche Kritik anhören muss. Rudi Völler ist richtig auf 180, ausgerechnet Großverdiener Felix Magath wirft dem 27-Jährigen "Geldgeilheit" vor. Und in der DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise rauchen die Köpfe, was nun zu tun ist. Ganz andere Sorgen hatten da die Spanier, mit denen sich die DFB-Auswahl - wie erwähnt - um die nächsten Pokale streiten will. Die Spieler auf der iberischen Halbinsel befanden sich im Streik, warteten Wochen und Monate auf ihren Lohn und TV-Gelder. Wieder geht es im Profifußball nur um das liebe Geld. Nachdem eine Mammut-Sitzung in der Nacht zu Donnerstag noch ergebnislos endete, konnte Ligapräsident Jose Luis Astiazaran am Donnerstagmittag "Grünes Licht" geben. Schon am kommenden Wochenende ist in Spanien wieder Futbol angesagt. Auch Samuel Eto'o hat im Nordkaukasus endlich unterschrieben - für drei Jahre und 20 Millionen Euro per anno. Soviel bekommen die spanischen Profis nicht, oder - im Fall von Real und Barca - noch nicht ganz. Und Lahm? Der wird mit seinem Buch auch keine Unsummen verdienen, aber er hat da für richtig großen Wirbel gesorgt. Ob er sich damit einen Gefallen getan hat?

Mittwoch, 24. August 2011

Getroffene Hunde bellen (besonders laut)

DFB- und Bayern-Kapitän Philipp Lahm sorgt mit seinem Buch „Der feine Unterschied“ für Aufsehen und für so manchen Aufschrei in der Bundesliga. Auch „Tante Käthe“ fühlt sich ziemlich auf den Schlips getreten, macht einen auf „getroffenen Hund“. Und die Tatsache, dass die bekanntlich besonders laut bellen, ist unbestritten und bewahrheitet sich im Fall von Rudi Völler gerade. Denn nicht nur Felix Magath, Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal werden von Lahm kritisiert, sondern eben auch Ex-DFB-Teamchef Völler, unter dem der Stern des Außenverteidigers mit dem Adler auf der Brust aufzublühen begann. „Ich empfinde das als Frechheit ohnegleichen, was er da beispielsweise über seinen ehemaligen Trainer Jürgen Klinsmann geschrieben hat“, wetterte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen bei den Kollegen der dpa. Nun, dass der ehemalige Torjäger ein sehr emotionaler Mensch ist, der gerne aus der Haut fährt, auch das ist Kennern der Fußballszene bekannt. Wer erinnert sich nicht an den legendären Streit des ehemaligen Bundestrainers mit Waldemar „Weißbier-Waldi“ Hartmann nach einem mehr als durchwachsenen Länderspiel? Lahm habe „null Charakter“, fügte Völler hinzu: „Auf dem Platz Weltklasse, außerhalb Kreisklasse.“ Starke Worte von einem, der als Bundestrainer nach der völlig verkorksten Europameisterschaft 2004 in Portugal nicht den besten Abgang aufs bundesdeutsche Parkett legte. Aber: Wir wollen und werden Rudi an dieser Stelle nicht jegliche (Trainer)Kompetenz absprechen. Warum? Ganz einfach, weil Deutschland unter ihm die in der jüngsten Vergangenheit scheinbar unschlagbaren Spanier mit 4:1 demontierte. Gut, es war „nur“ ein Freundschaftsspiel. Doch von einem Sieg gegen die Männer von der iberischen Halbinsel kann Hobby-Autor Philipp Lahm vorerst nur träumen. Bis, ja bis er und seine Mitspieler ihre Nerven in den Griff kriegen und ein weiteres (Erfolgs)Kapitel deutscher Fußballgeschichte schreiben. Eben eines mit dem so genannten „feinen Unterschied“ wie es Lahm nennt.

Dienstag, 23. August 2011

Lahm ergreift mal schnell das Wort

Gerade erst musste sich Philipp Lahm, Kapitän des FC Bayern München, von seinem Ex-Mitspieler Oliver Kahn ein paar deftige Worte anhören. Zwar nicht wie – zwischen echten Männern üblich – unter vier Augen bei einem gepflegten Bierchen, sondern (feige) versteckt in irgendeinem Blog. Das hat einer seiner Amtsvorgänger eigentlich nicht nötig. Der „Titan“ sprach dem 27-jährigen Außenverteidiger Führungsqualitäten ab, bezeichnete Lahm indirekt als zu still (auf dem Platz). Eine gewagte These, wenn man bedenkt, dass der Spielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für eine in einer Münchener Tageszeitung geäußerten öffentlichen Kritik am „Betriebsklima“ beim deutschen Rekordmeister eine saftige Geldstrafe aufgebrummt bekam. Ist der Angriff des ehemaligen Welttorhüters also nur heiße Luft, liegt der 42-Jährige mit seiner Einschätzung daneben? Gut möglich, denn soeben hat der junge Mann, der „Den feinen Unterschied“ kennt, öffentlich nachgelegt. In seinem gleichnamigen Buch holt der Nationalspieler zum Rundumschlag gegen seine ehemaligen Trainer Jürgen Klinsmann, Felix Magath und Louis van Gaal aus. „Bei Klinsmann trainierten wir fast nur Fitness. Taktische Belange kamen zu kurz. Wir Spieler mussten uns selbstständig zusammentun, um vor dem Spiel zu besprechen, wie wir überhaupt spielen wollten“, schreibt der Platzhirsch da. Aha, dieser Seitenhieb hat gesessen. „Felix Magath arbeitet mit Druck. Er lässt viele Spieler im Ungewissen, ob er auf sie setzt, und holt auf diese Weise ein Maximum an Einsatz aus ihnen heraus. Für die Spieler ist das sehr anstrengend, und es kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo sie nicht mehr auf der Seite des Trainers stehen.“ Und der nächste Befreiungsschlag des 1,70 Meter-Mannes. „Louis van Gaal ist ein Trainer mit hohen Ansprüchen. Er hält viel von Disziplin, und er hält viel von sich selbst“, charakterisiert er den Holländer. Hat er da womöglich etwas mit Oliver Kahn gemeinsam? Fazit: Gut gebrüllt, „Käpt‘n Lahm.“ Er ist eben doch ein echter Führungsspieler.

Montag, 22. August 2011

Heynckes setzt auf die Hitzfeld’sche Taktik

„Fußball ist keine Mathematik“, wetterte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern München, einst in Richtung von Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld. Damals spielte Bayern im Uefa-Cup gegen die Bolton Wanderers nur 2:2, der heutige Schweizer Auswahltrainer hatte gegen den Außenseiter von der britischen Insel auf Rotation gesetzt. Und wieder einmal ist es soweit: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?“, könnte man Herrn Rummenigge in diesen Tagen in den Mund legen. Denn Jupp Heynckes, der seit Saisonbeginn den Trainingsbetrieb an der Säbener Straße leitet, ist wie „General Hitzfeld“ ein ausgewiesener Freund und Befürworter des „Bäumchen-wechsel-Dich-Spiels“ auf dem Rasen. „Die Zweiklassengesellschaft wird verhindert, alle spüren, dass sie dazugehören“, sagte FCB-Präsident Uli Hoeneß zur Marschroute seines Kumpels Jupp. Der hatte bei der 5:0-Gala gegen den Hamburger SV dem neuen Abwehrchef und Ex-Hamburger Jérôme Boateng sowie Toni Kroos und Luiz Gustavo eine Pause gegönnt, ließ dafür Daniel van Buyten, Thomas Müller und Anatoliy Tymoshchuk von Beginn an spielen. „Müller spielt bei mir immer“, sagte einst Louis van Gaal, Heynckes sieht das anders. Und die Betroffenen ziehen mit, halten zumindest extern den Mund und setzten sich brav auf die Bank. „Ich wusste schon am Freitag nach dem Training, dass ich Ersatz sein würde, das war abgesprochen“, erklärte Boateng gegenüber den Kollegen von Sport1. „Jupp Heynckes vermittelt das sehr gut, er redet viel mit uns. Und er hat genug Erfahrung, wie er es den Spielern rüberbringt.“ Apropos Bank. Auf dieser wäre Nationalstürmer Miroslav Klose in dieser Spielzeit mit Sicherheit auch nicht versauert. Erst recht jetzt, wo Ivica Olic erneut für sechs bis acht Wochen pausieren muss. Bayern überlegt, noch einen Stürmer zu holen, obwohl die Planungen eigentlich abgeschlossen waren. Naja, so schnell ändern sich die Dinge und auch lange Zeit (festgefahrene) Meinungen – stimmt’s Herr Rummenigge?

Freitag, 19. August 2011

„Hitz The Hammer“ is back

Dass Felix Magath einer der ungewöhnlichsten, weil außergewöhnlichsten Übungsleiter des (deutschen) Profifußballs ist, kann man kaum bestreiten. Acht Vereine der 1. Fußball-Bundesliga coachte Magath schon, heuerte im Frühjahr das zweite Mal beim VfL Wolfsburg an. Nachdem er den Ex-Bayer Hasan Salihamidzic sensationell zu den „Wölfen“ lotste, setzte der dreimalige Deutsche Meister unter den Trainern vorgestern noch einen drauf. Völlig überraschend holte „Quälix“ Thomas Hitzlsperger in die Autostadt, verspricht sich von dem Linksfuß mehr Stabilität im zentralen Mittelfeld. Zuletzt kickte der Ex-Stuttgarter, der mit den Schwaben 2007 den Meistertitel errang, bei West Ham United in seiner langjährigen fußballerischen Heimat England. Dort bekam der 29-Jährige den Spitznamen „Hitz The Hammer“ verpasst, weil er den Ball gerne einmal aus weiten Entfernungen in die gegnerischen Maschen drosch. Nachdem er beim VfB von Markus Babbel für die sportliche Talfahrt mitverantwortlich gemacht wurde und am 1. Dezember 2009 die Kapitänsbinde abgenommen bekam, entschloss sich der inzwischen zum Dauerreservisten degradierte Nationalspieler zu einem Wechsel – oder nennen wir es besser zur Flucht – in Richtung Lazio Rom. Dort wurde der waschechte Bayer nicht heimisch und kehrte „nach Hause“ auf die britische Insel zurück. Bei West Ham stieg „Hitzl“ zum Saisonende ab und sein – nur für die Premier League gültiger – Vertrag wurde aufgelöst. Nach Wochen der Vereinslosigkeit griff der 58-jährige „Ober-Wolf“ zu und schenkte Hitzlsperger eine neue Chance, die er unbedingt auch im Trikot mit dem Bundesadler bekommen möchte. „Ich habe Woche für Woche Zeit, mich in der Bundesliga zu zeigen“, sagte der Rückkehrer bei seiner Vorstellung. „Und natürlich auch dem Bundestrainer“, fügte der 52-fache Auswahlspieler hinzu. Wäre doch der Hammer, wenn „Hitz The Hammer“ wieder für positive Schlagzeilen sorgt. Das Zeug dazu hat er – schließlich musste er sich als Jüngster gegen sechs Geschwister behaupten.

Donnerstag, 18. August 2011

Ein Ehemaliger des magischen Dreiecks muss(te) zaubern

Seit gut einem Jahr leitet Fredi Bobic die Geschicke als Sportdirektor beim VfB Stuttgart. Besonders in den ersten Wochen und Monaten seiner Amtszeit bei seinem (Ex-)Klub musste der 39-Jährige harte Kritik einstecken – einige (Fußball)Kenner bezeichneten das „Experiment Bobic“ als gescheitert. Denn der Ex-Torjäger hatte gleich viele Schlachten zu schlagen, eckte mit dem Verkauf von Publikumsliebling Sami Khedira zu Real Madrid gleich einmal richtig an. Als es – auch aufgrund einiger verletzter Leistungsträger und dem ewigen Theater mit Ciprian Marica – sportlich immer weiter bergab ging, hielt das Mitglied des legendären „Magischen Dreiecks“ (viel) zu lange an Trainer Christian Gross fest. Als er den Schweizer dann doch noch entließ, schickte er mit dem A-Junioren-Coach Jens Keller einen bisher recht unerfahrenen Übungsleiter ins harte Tagesgeschäft Bundesliga. Als auch Kellers Tage – der VfB war auf einen Abstiegsplatz abgerutscht – am Neckar gezählt waren, drohte dem Sohn eines slowenischen Vaters und einer kroatischen Mutter der bittere Gang als „gescheiterter Jungfunktionär“ zurück in seine Wahlheimat Berlin. Aber es kam anders, weil Bobic bei seinem nächsten Kandidaten für die Seitenlinie (mehr) Glück hatte. Er zauberte den bei Leverkusen und dem HSV gescheiterten Bruno Labbadia aus dem Hut – Motto: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Mit letzter Kraft, einem aussortierten Marica und wieder zur Verfügung stehenden Stammspielern schafften Bobic und Labbadia den Klassenerhalt – auch dank eines stark haltenden Torwarts Sven Ulreich, der nach dem Karriereende von Jens Lehmann nicht an den (zu) großen Fußstapfen zerbrochen ist. Und einem immer stärker werdenden Martin Harnik, der von Winter-Neuzugang Tamas Hajnal mit Bällen gefüttert wurde. Bobic hatte seinem Instinkt vertraut – einem, wie ihn nur echte Vollblutstürmer wie er und auch Labbadia haben können. Zusammen werden sie Stuttgart im neuen Stadion mit Angriffsfußball wieder (weiter) nach oben führen. Auch ohne den abgewanderten Träsch.

Mittwoch, 17. August 2011

Harte Kritik lässt heiße Bayern ziemlich kalt

Dass Oliver Kahn immer schon für seine klaren Worte bekannt war und ist, weiß jeder Stammtischbruder, der die kickende Zunft regelmäßig verfolgt. Mitunter kann der ehemalige Welttorhüter auch ganz schon bissig werden, nachzufragen beim Ex-Dortmunder Heiko Herrlich. Jetzt hat sich der 42-jährige „Titan“ seine beiden Ex-Mitspieler Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger in einem Blog auf „Eurosport“ zur Brust genommen. Und das ausgerechnet unmittelbar vor dem „Millionenspiel“ des FC Bayern München im Hinspiel zur Qualifikation für die Champions League gegen den FC Zürich heute Abend (ab 20.15 Uhr, Sat1). „Ohne echte Führungsspieler auf dem Platz keine internationalen Titel“, lässt sich Kahn beim französischen Sportsender zitieren. Zur Erinnerung: Der gebürtige Karlsruher führte die Profis seines Ex-Vereins jahrelang als Spielführer aufs Feld, übernahm die Binde damals von Stefan Effenberg und gewann Titel. „Effe“ war aber beim letzten CL-Triumph im Jahre 2001 Kapitän – beide sind absolute Charakterköpfe mit unbändiger Willenskraft (gewesen). Die Eigenschaft spricht der Europameister von 1996 seinen beiden „Nachfolgern“ mit seiner Aussage indirekt ab, auch weil Lahm und Schweinsteiger nicht als ständig auf den Tisch hauende Lautsprecher der Zunft gelten. Doch muss man das mit der Binde am Arm überhaupt sein? „Man muss nicht nach außen poltern“, nahm Coach Jupp Heynckes seine beiden „Leitwölfe“ vor der Presse in Schutz. „Man kann auch mal intern auf den Tisch hauen, das machen Philipp und Bastian.“ Na also. Und was sagen die harsch kritisierten Jungs selbst? „Was ein ehemaliger Spieler in irgendeinem Blog schreibt, das interessiert uns nicht“, blieb Lahm relativ gelassen. Deutlicher wurde da schon sein Stellvertreter, der sich folgendermaßen dazu äußerte: „Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass Kahn nichts mehr gehasst hat, als Kritik Ex-Kollegen, die über die Medien ausgeübt wird“, giftete Schweinsteiger. „Von so einem großen Spieler erwarte ich, dass er sich an seine Worte erinnert.“ Und ich erwarte, dass die beiden Kapitäne mit ihren Nebenleuten eine ordentliche Leistung zeigen. Sonst gibt es neue Kritik – aber sicherlich nicht (nur) von Oliver Kahn.

Dienstag, 16. August 2011

Der „verlorene Sohn“ ist (endlich) zurückgekehrt

Fast acht Jahre lebte und arbeitete er – aus spanischer Sicht – im englischen „Exil“, schnürte auf den britischen Inseln für den FC Arsenal London die Fußballschuhe. Seit gestern ist Francesc Fabregas i Soler – genannt Cesc Fabregas – wieder ein Spieler des FC Barcelona, übernahm das für ihn schon vor Wochen reservierte Trikot mit der Nummer 4. Dafür musste Nachwuchstalent Thiago Alcantara das blau-rote Leibchen mit der „11“ übernehmen. Im Alter von zehn Jahren schloss sich der heute 24-jährige Mittelfeldakteur dem katalonischen Traditionsklub an, holte sich in La Masia – einem alten Landhaus, das den hoffnungsvollsten Talenten von Barca in der Jugendakademie als (sportliche) Heimat dient – das fußballerische Rüstzeug für die Ende des vorigen Jahrtausends begonnene Weltkarriere. Mit 16 Jahren wechselte Fabregas zum FC Arsenal, der das kickende Juwel 2006 mit einem Achtjahresvertrag(!) ausstattete. Dass der Welt- und Europameister diesen erfüllt, galt bereits seit drei Jahren als höchst unwahrscheinlich. Seit 2008 buhlten die Katalanen um die Dienste des „verlorenen Sohnes“, selbst seine Nationalmannschaftskollegen versuchten alles, um ihren Kumpel zurück ans Mittelmeer zu lotsen. Nun hat es endlich geklappt, für 40 Millionen Euro ließ ihn Arsenals Teammanager Arsene Wenger „nach Hause“ ziehen. Bis 2016 unterschrieb der Mann, der einmal in die Fußstapfen des inzwischen 31-jährigen Regisseurs Xavi treten soll, und kostet 200 Millionen Ablöse. Seither ist ganz Barcelona – oder besser ganz Katalonien – im Fabregas-Fieber, träumt von der nächsten großen und titelreichen Saison. Und auch seine Mitspieler wirken euphorisiert. „In Cescs Adern fließt Barcelona-Blut. Er ist einer der besten Spieler der Welt und wir sind stolz, dass er wieder nach Hause kommt“, umschrieb es Barca-Torwart Victor Valdes treffend. Mal schauen, wie viele Treffer der so Umschwärmte erzielen wird – mit Iniesta, Xavi und Messi an seiner Seite dürften es einige werden. Sehr zum Leidwesen der (inter)nationalen Konkurrenz. Denn auch ohne den Neuzugang ist Barcelona top(besetzt).

Montag, 15. August 2011

Der Motivator kämpft gegen seine eigene Haut

Christoph Daum polarisiert und wie. Die einen mögen den 57-jährigen Übungsleiter, andere können ihn weniger gut leiden. Doch das dürfte dem Ex-Trainer von Stuttgart, Besiktas, Leverkusen, Köln, Fenerbahce, Frankfurt – um nur ein paar Stationen seines (erfolgreichen) Schaffens zu nennen – herzlich egal sein. Denn Daum, der mit teilweise ungewöhnlichen (Trainings)Methoden und Aussagen für Schlagzeilen sorgte, muss(te) sich einer großen Herausforderung abseits der Plätze und Stadien dieser Erde stellen. Denn der Deutsche Meister von 1992 leidet unter Hautkrebs. „Es haben sich einige bösartige Hautentwicklungen ergeben, die in mehreren Operationen entfernt wurden“, sagte der Trainerfuchs gegenüber den Kollegen von Sport 1. Keine leichte Situation für den gebürtigen Zwickauer, der ansonsten mit Druck und emotionalen Belastungen immer sehr gut umgehen konnte. „Wenn man auf einmal die Diagnose bekommt, dass man Hautkrebs hat, fällt man aus allen Wolken“, erläuterte Daum und fügte an: „Bei rechtzeitigem Erkennen kann man schlimmere Dinge verhindern, wie das bei mir der Fall war.“ Hört sich einigermaßen positiv an, auch wenn man keinem Menschen eine schwere Erkrankung wünscht. Doch Christoph Daum hat diese Lebenshürde vorerst erfolgreich gemeistert und man darf ihm wünschen, dass sich seine angegriffene Haut stabilisiert. „Wenn der Kopf richtig funktioniert, dann ist er das dritte Bein“, betonte Daum vor ein paar Monaten als Coach der Eintracht. Es scheint, als habe sein Wille funktioniert. Was man von seinen Ex-Spielern diverser Vereine leider nicht immer behaupten konnte. Aber genau in diesen Momenten erfährt der Charakterkopf der Liga – der seinen Lebensmittelpunkt mit seiner zweiten Ehefrau Angelica, die er 2007 im Mittelkreis des Rhein-Energie-Stadions ehelichte, derzeit (wieder) in Köln hat – wie unwichtig der Sport sein kann, wenn es um die Gesundheit geht. Denn davon hat jeder Mensch gewöhnlich nur eine.

Sonntag, 14. August 2011

Der spanische "El Clasico" geht in die nächste Runde

Wenn heute um 22 Uhr (ab 21.45 Uhr live auf Sport 1) das Hinspiel im spanischen Supercup angepfiffen wird, dann geht der "El Clasico" in die nächste Runde. Da brennt zwischen dem Meister FC Barcelona und dem Pokalsieger Real Madrid nicht nur der Baum, sondern die Luft. Zwar gibt es zwischen den beiden Giganten am Mittwoch (23 Uhr) noch ein Rückspiel, doch schon heute wird es hoch hergehen. Warum? Ganz einfach deshalb, weil zwischen dem Rekordmeister aus der Hauptstadt und den stolzen Hafenstädtern aus Katalonien immer einiges geboten ist. Mal sind es die Trainer wie Reals Mourinho oder Barcas Guardiola die im Mittelpunkt des Interesses stehen, ein anderes Mal die Akteure selbst, die ansonsten großteils gemeinsam für den Europa- und Weltmeister auflaufen. "Beide möchten mit dem Titel die Saison beginnen", erklärt Bernd Schuster. auf Sport 1. "Das ist für Real Madrid noch wichtiger als für Barcelona." Der Ex-Nationalspieler muss es wissen, schließlich schnürte er für beide Traditionsklubs die Schuhe und trainierte die "Königlichen" von Sommer 2007 bis Ende 2008. Die stolzen Madrilenen hinkten den Katalanen in der Vergangenheit sportlich hinterher, mussten sich beispielsweise in der Vorsaison im direkten Duell des Halbfinals in der europäischen Königsklasse geschlagen geben. Dass Ronaldo und Co. das besser können, bewiesen sie in der Vorbereitung. Sechs Siege in sechs Begegnungen und dazu 27:5 Tore - diese Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Barca hingegen verließ den Platz nur zweimal als Sieger, stellte sich in Testspielen ebenso sechsmal der Konkurrenz. Aber: Vorbereitung und oder Freundschaftsspiele sind so eine Sache, Wettkampf eine andere. Mal schauen, wer zum jetzigen Zeitpunkt besser in Schuss ist: Real oder Barca. Und was ist mit dem Spielerstreik? Geld macht schließlich flotte Beine.

Samstag, 13. August 2011

Schalke deklassiert Köln, Hannover marschiert

Dieser 2. Spieltag in der 1. Fußball-Bundesliga hatte es bisher in sich. Zwei Einschätzungen dominieren: "Von allem etwas" oder "darf es ein bisschen mehr sein?" Der Meister aus Dortmund wird von einem Kunstschuss des Hoffenheimer Freistoßspezialisten Sehad Salihovic zum 0:1 entzaubert, "Wunderkind" Mario Götze von Wadenkrämpfen nach der Länderspiel-Gala ausgebremst. Die Bayern siegen erst in der Nachspielzeit mehr als glücklich in Wolfsburg mit 1:0, der (viel zu spät) eingewechselte Ivica Olic ist am goldenen Tor des Brasilianers Luiz Gustavo maßgeblich beteiligt. Vielleicht sollte Trainerfuchs Jupp Heynckes den kroatischen Dauerläufer einfach mal früher bringen. Naja, egal. Dass der eine oder andere Übungsleiter einfach nicht weiß oder sehen will, was seine Schützlinge können, ist ein alter Hut. Den muss man trotz der 1:5-Klatsche des 1. FC Köln beim FC Schalke 04 vor Lukas Podolski ziehen. Der zeigte nach der Medienschelte unter der Woche (mehr) Lauffreude, profitierte aber auch vom neuen Spielsystem (von 4-4-2 auf 4-2-3-1). Dass seine Mitspieler aber vom Spiel gegen den Ball nichts - oder nicht viel - wissen wollten, konnte "Prinz Poldi" auch nicht ahnen. Das schönste der am Ende fünf königsblauen Treffer markierte der Spanier Raul - mit einem Lupfer aus sieben Metern. So etwas macht nur der Torjäger, der ganz vorne in die Spitze hinein gehört, Herr Rangnick. Der glücklichste Coach kommt bisher aus Niedersachsen, denn Mirko Slomkas Hannoveraner holten in Franken den nächsten "Dreier" (2:1), knüpften an die guten Leistungen der Vorsaison an. Auch der 1. FSV Mainz 05 feierte in Freiburg einen Auswärtssieg (2:1), der Thomas Tuchels Typen gut tun wird. Schiedlich und friedlich die Punkte teilte man sich derweil an der Elbe (2:2), auch wenn der Ex-Herthaner Jaroslav Drobny im HSV-Tor einmal in "alter Verbundenheit" daneben griff. Das Topspiel der beiden "Überraschungssieger" des 1. Spieltags bestreiten um 18.30 Uhr die Gladbacher Borussen und die Schwaben aus Stuttgart. Wäre doch schön, wenn da beide Mannschaften auch nicht mit sehenswerten Aktion geizen. Ok, es ging 1:1 aus.

Freitag, 12. August 2011

Millionen träumen (nur) davon, er ist aufgewacht

Javi Poves stammt von der iberischen Halbinsel und kommt in diesen Tagen als Paradebeispiel des „stolzen Spaniers“ daher. Aber nicht, weil der 24-Jährige von sich und seinem bisherigen Tun voll und ganz überzeugt war und ist wie die meisten seiner Landsleute, sondern im Gegenteil. Poves ist Profifußballer und eigentlich im besten Alter dafür – gesund ist er auch. Seine Schuhe schnürte er für Sporting Gijon in der ersten spanischen Liga, galt dort als hoffnungsvoller Nachwuchsstar. Doch genau das, wovon zig Millionen Buben und junge Männer – meistens ihr Leben lang vergeblich – träumen, brachte Javi Poves zum Nachdenken. Mit den Worten „Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung“, ließ er sich von der deutschen Nachrichtenagentur dpa zitieren und sorgte (weltweit) für Aufsehen. Doch damit nicht genug, er legte sogar noch einmal nach: „Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken“, betonte Poves. „Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.“ Aha, ist das so? Worte, die beim Weltverband FIFA nicht gut ankommen werden. In Zukunft will sich der Spanier mit einem Geschichts- und Geographie-Studium befassen und Länder dieser Erde bereisen, in denen es den Menschen viel schlechter geht, als es ihm in den vergangenen Jahren als Kicker jemals gegangen ist und sein wird. Erziehungsberechtigte würden ihrem Nachwuchs nach seiner Meinung falsche Ideale mitgeben. „Jedes Kind möchte heute ein Ronaldo oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.“ Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, kritisiert Poves. Und was sagt sein bisheriger Klub zu den Plänen seines Ex-Angestellten. „Er war schon immer ein etwas komischer Junge“, ließ sich ein nicht genannter Funktionär zitieren. Komisch? Ich sage: ehrlich. Hoffentlich denkt der so gelobte Mario Götze ähnlich darüber.

Donnerstag, 11. August 2011

Der Jugendstil der weißen Brasilianer gefällt

Zaubern anstatt zaudern lautete gestern das Motto im neuen Stuttgarter Fußballtempel. Denn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wusste gegen die Feintechniker vom Zuckerhut zu gefallen. Das Passspiel funktionierte fast wie aus einem Guss, der (erfolgreiche) Torabschluss folgte meistens schon nach der vierten oder fünften Station. So hatte man die Deutschen selten oder noch nie kicken sehen – wobei „kicken“ hier ziemlich abfällig klingt. Die DFB-Elf ist auf dem besten Weg, sich von ihren früheren Tugenden Kampf, Kraft und Zweikampfhärte zu verabschieden. Die Brasilianer des gestrigen Länderspieltests trugen weiß und nicht wie gewöhnlich gelb-blau. Und: Dass Deutschland nicht in Bestbesetzung auflief, lässt auf weitere tolle Spiele hoffen. Doch in der Abwehr stimmte die Abstimmung nicht immer, die Konter der stark verjüngten Sambakicker waren fast immer brandgefährlich. Da sollte sich Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw so langsam auf ein Duo festlegen, die achte Formation (Badstuber/Hummels) in den letzten sieben Begegnungen spricht nicht gerade für Kontinuität. Überragender Akteur im DFB-Trikot war Mario „Götzinho“ Götze. Der Jungstar des Meisters aus Dortmund belebte das deutsche Angriffsspiel, setzte seine Mitspieler ein oder zog selbst unwiderstehlich in Richtung brasilianisches Tor. „Es sind die einfachen Dinge, die ihn so stark machen“, sagte Löw über den 19-Jährigen hinterher. „Wir freuen uns, einen solchen Spieler in der Mannschaft zu haben.“ Nicht nur das Trainerteam, sondern ganz Fußball-Deutschland kann auf den gebürtigen Memminger – seine Familie zog es vor vielen Jahren berufsbedingt in den Ruhrpott – richtig stolz sein. Und eines ist sicher: Götze wird dem BVB und Deutschland noch einige Kohlen aus dem Feuer holen. Und das nicht nur in Freundschaftsspielen. Özil und Khedira wurden geschont, aus der U21 kommen Schätze wie beispielsweise Lewis Holtby, Ilkay Gündogan oder Andre Schürrle (der gestern eingewechselt wurde) nach. Es könnten goldene Zeiten anbrechen.

Mittwoch, 10. August 2011

Diese (Un)Summen sind einfach nur Unsinn

Profifußballer haben es gut, sehr gut sogar. Sie haben nicht nur ihr Hobby – das Kicken – zum Beruf gemacht, sondern sie verdienen auch einen dicken Batzen Kohle damit. Nicht nur ihr Verein zahlt ihnen richtig viel Geld, sondern auch gut dotierte Werbeverträge lassen den Rubel zusätzlich rollen. Apropos Rubel. In Russland ist dank des Ölgeschäftes vieles flüssig, nicht nur das schwarze Gold. Dort gibt es auch für Sportler jede Menge Bares zu verdienen. Anschi Machatschkala – nein, das heißt nicht Gesundheit – ist ein russischer Fußballklub, der Weltstar Samuel Eto’o aus Kamerun gerne für die nächsten drei Jahre verpflichten möchte. 60 Millionen Euro für drei Spielzeiten, das macht 20 Millionen pro Saison. Dies (Un)Summen bietet der Verein aus dem Nordkaukasus dem Torjäger von Inter Mailand. Klar, dass der Stürmerstar da mächtig ins Grübeln kommt – schließlich überweisen die Italiener ihm „nur“ geschätzte 14 Millionen Euro pro Jahr. Das sind 1.598,17 Euro pro Stunde. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass Eto’o vom ärmsten Kontinent dieser Welt – aus Afrika – stammt. Dort hungern die Menschen in weiten Teilen mehrerer Staaten, ihnen würde schon ein Euro am Tag das Leben retten. Vielleicht sollten das die Klubbesitzer aus Dagestan berücksichtigen, die bereits den brasilianischen Weltstar Roberto Carlos unter Vertrag haben. Sicherlich für eine ähnliche „Aufwandsentschädigung“, wie sie der dreimalige Gewinner der europäischen Königsklasse angeboten bekam. Dass aber der 30-jährige Stürmer Eto’o lieber 80 Millionen für vier Jahre fordert, setzt diesem Wahnsinn noch die Krone auf. Auch die 93 Millionen Euro Ablöse, die Manchester United für Ronaldo von Real Madrid aufs Konto gespült wurden, sind unter diesen traurigen Umständen auf dem schwarzen Kontinent ein richtig schlechter Witz. Schließlich geht es dort tagtäglich um viele Menschenleben und ein solches ist unbezahlbar – zumindest eigentlich. Oder etwa nicht?

Dienstag, 9. August 2011

Bayers Rolfes und die Angst vor der erneuten Pleite

Bayer Leverkusen startete mit großen Zielen und Ambitionen in die Saison, ist aber nach der 0:2-Niederlage beim 1. FSV Mainz 05 am Boden zerstört – zumindest ein bisschen. Mit Neu-Coach Robin Dutt wollte der Vorjahreszweite ganz vorne angreifen, ist trotz des Abgangs von Arturo Vidal in der Breite sehr gut aufgestellt. Nach der bitteren 3:4-Pleite in der 1. Runde des DFB-Pokals bei Dynamo Dresden, folgte in der Karnevalshochburg in Rheinhessen der nächste Nackenschlag. Zum Lachen ist das nicht, sicher nicht. Und dennoch ist Bayers-Trainer Dutt nach Scherzen zumute: „Die Saison ist entschieden. Dortmund ist am Freitag Deutscher Meister geworden“, flüchtete sich der Übungsleiter, der mit Leverkusen selbst Jagd auf die Schüssel machen wollte und will, in Galgenhumor. „Ich bin weit davon entfernt, die Nerven zu verlieren“, schob er auf Sport1 hinterher. Geht es seinen Spielern genauso? Wenn man sich die Patzer von Torhüter Fabian Giefer (säbelte über den Ball) und Neuzugang Ömer Toprak (Eigentor) anschaut, darf am stabilen Nervenkostüm der Bayer-Elf entschieden gezweifelt werden. „In Sachen Einstellung haben wir noch sehr viel Luft nach oben. Wir waren ein leichtes Opfer und hätten viel mehr Laufbereitschaft zeigen müssen“, kritisierte Kapitän Simon Rolfes sich und seine Nebenleute mit Nachdruck und konnte zudem seine Auswechslung nach gut einer Stunde („verletzt war ich nicht“) gar nicht erst nachvollziehen. Ein anderer Akteur wäre über eine Auswechslung vielleicht froh gewesen, würde aber gar nicht erst eingewechselt – Michael Ballack. Der 34-Jährige schmorte ebenso auf der Bank wie Angreifer Stefan Kießling, der zumindest in der 83. Minute noch ein bisschen Einsatzzeit bekam. „Wenn man solche Ambitionen hat wie wir, ist es klar, dass es jetzt unruhig wird“, blickte Neuzugang und Ex-Mainzer Andre Schürrle in die (unsichere) Zukunft. Ob die am Rhein für den „Pillen-Klub“ eine rosige wird, steht in den Sternen. Genauso wie die Tatsache, wie lange  Ballack alles brav schluckt.

Montag, 8. August 2011

Bayern: Neue Saison, altes Leid?

Wie dicht Erfolg und Misserfolg im Sport manchmal beieinander liegen, musste am ersten Bundesliga-Wochenende der Saison 2011/12 sogar der „Fußballer des Jahres“ erfahren. Gemeint ist Bayerns Neuer Torwart, der Ex-Schalker Manuel. Vor der Begegnung gegen die Borussia aus Mönchengladbach bekam der 25-Jährige von Rainer Holzschuh, dem Herausgeber des „Kicker“, sowie FCB-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge einen kleinen Pokal nebst einem warmen Händedruck sowie ein paar anerkennenden Worten überreicht. Absolut zu Recht. Schade nur, dass die deutsche Nummer eins eine gute Stunde später mit seinem Abwehrspieler Jérôme Boateng „Nimm‘ Du ihn, ich hab‘ ihn sicher“ spielte – Igor de Camargo sagte artig „danke“, der Rest ist bekannt. Nur: Die bittere 0:1-Auftaktpleite gegen den Fast-Absteiger – mit der eigentlich niemand gerechnet hatte – an Neuer festzumachen, wäre zu einfach. Warum? Ganz einfach deshalb, weil es seine Vorderleute an brutaler Kaltschnäuzigkeit vermissen ließen – wieder einmal. Ballbesitz und totale Dominanz sind das eine, aber am Ende zählt eigentlich nur das Ergebnis. Klar, die Bayern hatten auch Pech (Gomez an den Pfosten, Müller mit einem Abseitstor) und Gladbach mit Marc Andre ter Stegen (rettete gegen Gomez, Schweinsteiger und Robben) einen sehr gut aufgelegten Torwart zwischen den Pfosten. Aber: Der deutsche Rekordmeister muss so ein Spiel gewinnen. Der BVB vergeigte gegen den HSV ebenfalls beste Chancen, siegte aber dennoch 3:1. Bayern unterlag 0:1, weil es sich in der Schlussphase – wie so oft und einfach zu oft – auf das Duo Ribéry und Robben verließ. Der deutsche Rekordmeister steht zwar jetzt besser in der Abwehr, aber das ewige hin und her kombinieren aus der van Gaal’schen Ära ist geblieben. Warum nicht einfach öfter schießen, gerne auch aus 20 oder 25 Metern. Gerade wenn der Gegner so tief in der Abwehr steht. Geht der Ball nicht direkt rein wie bei Stuttgarts Okazaki, dann sollte der mögliche Abpraller eben sitzen. Jetzt laufen die Bayern den Dortmundern gleich wieder hinterher.Und genau das wollten sie ja eigentlich vermeiden.

Sonntag, 7. August 2011

Der Meister zeigt eine beachtliche Frühform

Ein interessanter und zugleich aufschlussreicher Auftakt in die 49. Bundesliga-Saison ist es bisher gewesen. Bevor heute Nachmittag der 1. Spieltag des deutschen Fußball-Oberhauses mit den Partien Mainz gegen Leverkusen sowie Bayern gegen Gladbach abgeschlossen sein wird, kann man schon einiges erkennen. Meister Borussia Dortmund ist auch ohne Nuri Sahin stark, kombiniert sich weiterhin munter im Stile des FC Barcelona zum nächsten Höhenflug. Leidtragender im Signal-Iduna-Park war der Hamburger SV, der es höchstwahrscheinlich wieder nicht packen wird, an erfolgreiche Zeiten der 1980er Jahre anzuknüpfen. In der Vergangenheit hängen geblieben sind die Meister der Jahre 2004, 2007 und 2009 nicht - sie zeigten, dass sie es nach einem Seuchenjahr in der vergangenen Spielzeit nicht verlernt haben. Während bei Werder Bremen der bereits ausgemusterte Markus Rosenberg mit zwei Treffern gegen enttäuschend schwache "Betze-Buben" zum Matchwinner mutierte, weihte 600 Kilometer weiter südlich der VfB Stuttgart seinen neuen Fußball-Tempel mit einem sehenswerten 3:0-Erfolg gegen sich tapfer wehrende Schalker ein. Dabei erzielte Shinji Okazaki einen sehenswerten Treffer mit links aus halbrechter Position. Etwas in Schieflage war auch der VfL Wolfsburg geraten. Bis, ja bis Felix Magath wieder auf alten Tugenden setzte. Nach dem gerade noch so geschafften Klassenerhalt ließ "Quälix" seine Mannschaft laufen, rennen und schuften - und das nicht zu knapp. Die Schinderei sollte sich auszahlen, auch weil Gegner Köln daheim am Rhein erschreckend schwach agierte. Besonders Ex-Kapitän Lukas Podolski hatte nicht besonders Bock auf kicken. Der aktivste Kölner war an diesem Nachmittag FC-Präsident Wolfgang Overath, der auf der Tribüne haderte und schimpfte. Unten auf dem Rasen feierte ein echter "Kölscher Jung" eine tolle Rückkehr an den Rhein - Patrick Helmes machte gleich zwei Buden. Hannover schlug Hoffenheim knapp und etwas glücklich mit 2:1, Jan Schlaudraff zeigte sich dabei mit seinem Freistoß als echtes Schlitzohr beim Spiel der Standardsituation. Im Süden trennten sich Augsburg und Freiburg 2:2, auch wenn es dennoch einen beziehungsweise gleich zwei Sieger gab. FCA-Trainer Jos Luhukay brachte Sascha Mölders, den Ersatzmann des gefeuerten Publikumslieblings Michael Thurk. Der Neuzugang dankte es dem Coach mit zwei Treffern, während die Anhänger nach Thurk riefen. Auf der Gegenseite traf auch wieder einmal Papiss Demba Cisse, der noch das Freiburger Trikot trägt. In der Hauptstadt holte der 1. FC Nürnberg seit fünf Jahren zum Auftakt wieder einen "Dreier" - und das unter Mithilfe der Hertha, die trotz prominenter Polit-Unterstützung nicht zu großen Taten aufgelegt war.

Freitag, 5. August 2011

Ein Herz und eine Seele sollt(et) ihr sein

82 Tage ruhte das runde Leder im deutschen Fußball-Oberhaus. Manche Kenner der Szene dürften vor dem heutigen Auftakt zwischen Borussia Dortmund und dem Hamburger SV (20.30 Uhr, ARD) noch immer nicht begriffen haben, welches Husarenstück dem BVB in der Vorsaison mit dem etwas überraschenden, aber völlig verdienten Titelgewinn eigentlich gelungen ist. Die Mannschaft von Trainer Jürgen „Kloppo“ Klopp dürfte allerdings einer der wenigen Meister in der fast 50-jährigen Geschichte der 1. Bundesliga sein, der nicht als klarer Meisterschaftsfavorit ins Rennen geht. „Wir sind wohl der erste Deutsche Meister, der als Außenseiter in die neue Saison geht“, sagte „Kloppo“ vor einigen Tagen in allergrößter Bescheidenheit. Warum? Bloß, weil Spielmacher Nuri Sahin zu Real Madrid gegangen ist? Die Borussen haben eine tolle Entwicklung hinter und noch vor sich. Mit Ilkay Gündogan – der aus Nürnberg in den Ruhrpott wechselte – haben Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke einen interessanten Mann verpflichtet, zudem ist der Langzeitverletzte Shinji Kagawa wieder an Bord. Aber auch an der Elbe sorgt mit dem Südkoreaner Heung Min Son ein Mann aus Asien für Furore, der in der Vorbereitung beinahe nach Belieben einnetzte. Könnte ein interessantes Duell werden zwischen den beiden Shootingstars. Und nicht nur zwischen ihnen. Man darf auch gespannt sein, wie sich der 44-jährige BVB-Coach gegenüber den Unparteiischen verhalten wird. Auf Tuchfühlung wird Klopp eher nicht gehen, spätestens nachdem Schiri-Boss Herbert Fandel ein „Ausflipp-Verbot für Trainer“ angeordnet hat. Hm, ob das von allen Übungsleitern eingehalten wird? Eher unwahrscheinlich, denn Emotionen gehören nun einmal zum Sport wie das Amen zum Gebet. Beten und hoffen dürften auch wieder die HSV-Fans. Natürlich auf bessere Zeiten. Aber nach dem Theater um den ausgebooteten Ex-Leistungsträger Guy Demel ist das eher unwahrscheinlich. Den hatte Michael Oenning aussortiert – so, wie einst zwei hübsche Damen als Herzblatt-Kandidat.

Donnerstag, 4. August 2011

Sommerschlussverkauf auf Bremer Art

Wie in anderen deutschen Großstädten werden die Schnäppchenjäger schon ganz nervös, lauern vor ihren Lieblingsgeschäften umher. So auch im hohen Norden an der Weser. Dass aber der eine oder andere Sportdirektor, Manager, Spielerberater und/oder Trainer unter den Kauflustigen dabei sein könnte, dürfte zumindest rund um die Geschäftsstelle des SV Werder Bremen zu dieser Zeit ein nicht ganz so gewöhnliches Bild sein. Nachdem Aufsichtsratsmitglied und Ex-Boss Willi Lemke den großen Sparkurs ausgerufen hat, muss Geschäftsführer Klaus Allofs auf alles vorbereitet sein. Denn bei Abwehrchef Per Mertesacker und Stammkeeper Tim Wiese laufen im kommenden Sommer die hoch dotierten Verträge aus – nur noch in diesem Sommer könnte das anscheinend so spärlich gefüllte Konto der Werderaner bei einem sofortigen Verkauf eine Frischzellenkur in Millionenhöhe bekommen. Doch der Ex-Stürmer Allofs steckt in der Zwickmühle, bewegt sich an der kurzen Leine wie früher in den 1980er Jahren, als er sich an bulligen Abwehrspielern aufrieb. Warum? Ganz einfach, weil Werder trotz gut besetztem Kader lange Zeit gegen den Abstieg kämpfte. Damit das in dieser Spielzeit nicht noch einmal passiert, sind gesunde Leistungsträger wie Naldo, Wiese und Mertesacker – der nach seiner Fersenoperation gerade erst ein gelungenes Comeback im grünen Trikot feierte – umso wichtiger. Doch: Geld regiert nun einmal die Welt und sowieso den Profifußball. Das muss auch Klaus Allofs wissen, der im Vorjahr Mesut Özil aus ähnlichen Gründen teuer zu Real Madrid verkaufte. So wird und muss er es wohl auch mit den beiden deutschen Nationalspielern tun, die bereits heftig von der Konkurrenz aus dem In- (Wolfsburg und Schalke bei Wiese) und Ausland (Arsenal London im Fall von Mertesacker) umworben werden. Für die Fans der „Grün-Weißen“ alles andere als eine schöne, jedoch seit Jahren bekannte Situation – aber so läuft's eben. Auch im sonst eher beschaulichen Bremen.

Mittwoch, 3. August 2011

Von einem Star, der eigentlich keiner sein will

Sein Name klingt schon nach Eleganz, ist für badische Fußballanhänger wie Musik in den Ohren: Papiss Demba Cissé. Im Vorjahr schoss der groß gewachsene Stürmer den SC Freiburg mit 22 Treffern fast im Alleingang zum Klassenerhalt, weckte damit natürlich das Interesse großer Vereine. Für mindestens 15 Millionen Euro würde SCF-Sportdirektor Dirk Dufner den Torjäger ziehen lassen – doch unglücklich über einen Verbleib des Senegalesen ist und wäre an der Dreisam nun wirklich keiner. Warum auch verkaufen? Cissé fühlt sich in der südbadischen Provinz wohl, sein Verein bewegt sich finanziell ohnehin in gesunden Fahrwassern. „Ich möchte mich an den Spekulationen, die bis zum 31. August andauern werden, überhaupt nicht beteiligen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich in Freiburg nicht bei einem starken Club bin“, sagt der Profikicker selbst zu den ganzen Gerüchten um seine Person bei den Kollegen von Sport 1. Dufner, der von der Eintracht aus Frankfurt umworben wurde, bleibt sich und seiner Linie treu – auch zum Wohle des neuen Trainers Marcus Sorg. Dieser kann, ist und wird glücklich sein, einen Angreifer wie den 26-Jährigen in seinen Reihen zu haben. Und dem 8-fachen Auswahlspieler des Senegal scheint der plötzliche Rummel um seine Person ungelegen zu kommen – ja fast peinlich zu sein. Nachdem er vor seinem Engagement in Südbaden beinahe durch halb Frankreich tingelte, aber trotzdem immer seine Tore machte, ist bei Papiss Demba Cissé Bescheidenheit Trumpf. „Ich bin ein Teil des Teams. Wenn man viele Tore schießen will, braucht man ein Team, das einem dabei hilft. Und natürlich auch hinten Tore verhindert, sonst bringt das alles nichts“, erklärt es der in Dakar geborene in aller Bescheidenheit. Einen kurzfristigen Wechsel zu einem Topklub kann man also ausschließen – zumindest nach heutigem Stand. Der Freiburger Publikumsliebling wird auch in der kommenden Saison knipsen und das natürlich mehrfach. „Wir wollen erneut den Klassenerhalt“, formuliert Cissé ein klares Ziel.

Dienstag, 2. August 2011

Augsburg: Ein getürktes Spiel mit Thurk

Unfassbar, aber wahr. Der Erstliga-Aufsteiger FC Augsburg sorgt kurz vor dem Saisonstart für Schlagzeilen – und was für welche. FCA-Manager Andreas Rettig und Coach Jos Luhukay haben einen ihrer Spieler völlig überraschend vor die Türe gesetzt. Michael Thurk wurde mit sofortiger Wirkung trotz laufenden Vertrages bis 30. Juni 2012 suspendiert. Ja, sind wir denn in der Augsburger Puppenkiste? Nicht einmal eine Woche vor der Premiere im Fußball-Oberhaus haben Rettig und Luhukay nichts Besseres zu tun, als das Gesicht des Aufstiegs aus dem Kader zu werfen. „Systemumstellung von 4-4-2 auf 4-2-3-1“, „sportliche Gründe“? Dass ich nicht lache. Klar, der Ex- Mainzer und ehemalige Frankfurter ist mit seinen 35 Jahren nicht mehr der Jüngste. Aber Thurk war, ist und wird nach wie vor für mindestens ein Tor gut sein. In 81 Erstliga-Matches lochte der Familienvater für den FSV und die Eintracht 22 Mal ein, zeigte mit elf Treffern für den Aufsteiger in der Vorbereitung mehrfach seine Klasse. Und jetzt? Da soll plötzlich alles schlecht sein oder der Stürmer nicht mehr ins Mannschaftsgefüge passen. Gut, Michael Thurk ist ein Mann, der sagt was er denkt. So einer, wie es einst Stefan Effenberg oder auch Mario Basler waren. „Es sind in erster Linie sportliche Gründe, die uns zu dieser Entscheidung veranlasst haben, weil nach dem Systemwechsel keine Position mehr für Michael frei ist“, betonte Trainer Luhukay in einer Mitteilung des Vereins. So, aha. Und in welchem System – in das der Torjäger nicht mehr passt – wurde dann bitte in der Vorbereitung gespielt? Lieber Herr Rettig, lieber Herr Luhukay, diese Entscheidung werden Sie noch bereuen. Sie können als Zugereiste im bayerischen Schwaben vielleicht den dort gesprochenen Dialekt schon verstehen, aber den Menschenschlag und/oder die Anhängerschaft des FCA für dumm verkaufen sollten Sie nicht. „Ich habe ja gemerkt, wie der Trainer mit mir umgegangen ist“, sagte der vor die Tür gesetzte und wirkte dabei nicht sonderlich überrascht. Fazit: Was für ein Kasperletheater.

Montag, 1. August 2011

Wenn die „Kleinen“ die „Großen“ zu Winzlingen machen

Was haben Leverkusen, Freiburg, Bremen und Wolfsburg gemeinsam. Richtig, das sind alles deutsche Städte. Zudem haben alle vier einen Fußballverein, der in der 1. Bundesliga aktiv ist. Bayer, SC Werder und VfL heißen die Profiteams mit Vornamen. Doch mit dem „Profisein“ ist das so eine Sache, wie die 1. Runde im DFB-Pokal gezeigt hat. Alle vier Erstligisten blamierten sich bis auf die Knochen, mussten zum Pflichtspielauftakt jeweils eine ganz bittere Pille schlucken. Und bei den Worten „Pille“ und „schlucken“ muss der geneigte Fußballfan sofort an Bayer Leverkusen denken. Die Mannschaft von Neu-Trainer Robin Dutt verspielte bei Dynamo Dresden sogar einen 3:0-Vorsprung zum 3:4-Endstand. Ja, geht‘s noch? Scheinbar schon. „Ich bin sprachlos. Ich bin mit Michael (gemeint ist Ballack) eingewechselt worden beim Stand von 3:0, und plötzlich stand es 3:3 – da denkst du, du bist im falschen Film“, sagte Bayers Stürmer Stefan Kießling hinterher fassungslos. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Doch die Niederlage am Ex-Capitano der deutschen Nationalelf festzumachen, wäre zu einfach und falsch. Gut, dem Werksklub vom Rhein ging nach den Wechseln etwas die Ordnung verloren – Ballack ist eben nicht gleich Rolfes. Trotzdem: So eine Pleite darf nicht passieren, schon gar nicht gegen die so genannten „Kleinen“. Und: Freiburg muss Unterhaching schlagen, egal ob mit oder ohne Cissé. Magaths „Wölfe“ hätten in Leipzig mehr Biss zeigen sollen und die Bremer in Heidenheim nicht einknicken dürfen. „Ein Spiel dauert 90 Minuten“, sagte Weltmeister-Trainer Sepp Herberger einst. Das sollten unsere Fußball-Millionäre endlich kapieren, egal wie es steht. Und (immer noch) zu glauben, dass man gegen die so genannten „Kleinen“ nur mit gebremstem Schaum antreten kann, ist sowieso ein Irrglaube. Mal schauen, was die Bayern heute in Braunschweig machen. Wie es nicht geht, haben die Stars des deutschen Rekordmeisters an vier Beispielen gesehen. Ob sie es verstanden haben und Schweinsteiger einen schönen 27. Geburtstag schenken?