Perfektion ist etwas anderes, völlig misslungen sowieso. Denn die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland ist ein Erfolg. Mit viel Sonne, aber eben auch mit einigem Schatten. Zwar setzten sich die Titelverteidigerinnen bei ihrer Heim-WM in der Gruppe A durch und zogen ins Viertelfinale der Titelkämpfe ein. Aber: Nicht nur zwischen den Austragungsorten Augsburg und Berlin liegen Welten und nicht nur einige hundert Kilometer. Warum? Ganz einfach, weil die DFB-Damen bei der Mission Titelverteidigung nicht annähernd so im Fokus standen und stehen, wie es ihre männlichen (Leidens)Genossen bei der WM 2006 taten. Nicht alle Spiele waren und sind ausverkauft, von Fanmassen vor dem deutschen Hotel war und ist nichts zu sehen, Hupkonzerte und Straßenfeste nach deutschen Siegen finden kaum statt. Und das, obwohl die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid „ihr“ Turnier mit dem dritten Titel in Serie krönen könnte. Doch die WM-Euphorie lahmt, fast so wie es das deutsche Spiel in den ersten drei Begegnungen tat. Morgen geht es im Viertelfinale gegen die Japanerinnen weiter – mal schauen, ob die Fußballfans der Bundesrepublik so langsam aufwachen. Nicht ganz wach war wohl auch die Schiedsrichterin, die ein Handspiel übersah. Gut, aus dem Blickwinkel vielleicht schwer zu überSEHEN – wer weiß?! Oder so deutlich, dass es auch die Unparteiische total überraschte. Nicht ganz so überrascht dürfte Deutschlands Spielführerin Birgit Prinz gewesen sein, als sie von Silvia Neid gegen Frankreich nicht aufgestellt wurde. Manche redeten von „Demontage wie im Fall Ballack“, andere von einer reiner „Schutzmaßnahme“. Eher Zweiteres, denn die Torjägerin wird wieder „stechen“. Gestochen haben sich wohl auch die Nordkoreanerinnen und zwar an einer spitzen Nadel mit verbotenen Substanzen. Gebracht hat’s freilich wenig, die Asiatinnen sind sowieso ausgeschieden. Fehlentscheidungen, Dopingfälle, außer Form geratene Spieler(innen) – so groß ist der Unterschied zwischen Frauen- oder Männer-WM also doch nicht. Bis auf die Fankultur. Aber das Turnier dauert für unsere Frauen-Nationalmannschaft (hoffentlich) noch etwas länger.
Freitag, 8. Juli 2011
Donnerstag, 7. Juli 2011
Hurra Hurra, der Ivica ist wieder da
Darauf haben die Anhänger des FC Bayern München lange gewartet, sehr lange. Seit Sonntag schwitzt der deutsche Rekordmeister im wunderschönen Italien, am sonnigen Gardasee und hat seinen neuen Kader komplett beisammen. Ja gut, die fest eingeplanten Neuzugänge Jerome Boateng und Arturo Vidal fehlen (noch). Aber bis zum Ende der Transferperiode am 31. August sind es ja noch ein paar Tage. Dafür ist einer dabei, der bei den Bayern fast in Vergessenheit geraten ist. Acht Monate hatte er gefällt, plagte sich unter anderen schweren Blessuren mit einem Knorpelschaden herum. Es ist Ivica Olic, die kroatische Pferdelunge, der alle Duracell-Häschen locker in die Tasche steckt. Beim 15:0-Testspielsieg in Riva del Garda feierte der Ex-Hamburger sein Comeback auf dem Platz, steuerte sogar einen Treffer bei. „Es war mein größter Sieg“, sollte der 31-Jährige hinterher bei den Kollegen von Sport1 zu Protokoll geben. „Ich bin sehr glücklich, es war ein super-geiler Tag.“ Der dreifache Familienvater strahlte mit der Sonne – bei gefühlten 40 Grad – um die Wette und konnte sein Dauergrinsen umrahmt von dicken Schweißtropfen nicht verstecken. Warum sollte er? Der Dauerbrenner auf der Außenbahn, der zudem sehr mannschaftsdienlich spielt und trotzdem extrem torgefährlich ist, hat sich diesen, seinen „Sieg“ so sehr verdient. „Ivi“ – wie ihn seine Mitspieler nennen – blickte dem vorzeitigen Karriereende ins Auge und schuftete wie ein Besessener für das Comeback im Bayern-Trikot. „Es war eine sehr schwere und lange Zeit“, erinnerte sich der 74-fache Auswahlspieler an seine Odyssee zwischen Arztpraxen, Physiotherapeuten und Krafträumen zurück. „Ich habe in der Pause nicht geschlafen, sondern jeden Tag etwas gemacht. Ich komme hungriger zurück, als ich es jemals war.“ Na dann: Guten Appetit, Ivica „Ivi“ Olic und bleib gesund. Schließlich brauchen ihn die Bayern, um ihren sehr größeren Titelhunger zu stillen.
Mittwoch, 6. Juli 2011
FC Bayern: Ohne Kroos nix, oder ohne Kroos mehr los?
Toni Kroos galt lange, beziehungsweise gilt bis heute als eines der größten Talente im deutschen Profifußball. Dass der Blondschopf, der mit gerade einmal 16 Jahren aus Rostock zu den Bayern nach München wechselte, ein herausragender Kicker ist, steht völlig außer Frage. Aber der 21-jährige Jungnationalspieler kann mehr, bestach im Trikot von Bayer Leverkusen mit einem sehr guten Auge, tollen Dribblings, präzisen Schüssen sowie effektiven Standards. Doch seit der gebürtige Greifswalder seit einem Jahr an der Säbener Straße zurück ist, kommt der Mittelfeldmann nur schwer in Tritt und bleibt viele hart erarbeitete Vorschusslorbeeren schuldig. Warum? Ganz einfach, weil Bayern nicht Bayer ist. „Hier in München ist alles viel größer und professioneller“, schilderte die neue „Nummer eins“ Manuel Neuer seine ersten Eindrücke beim deutschen Vorzeigeklub. In Leverkusen war der Druck nur halb so groß, der 18-fache Auswahlspieler konnte unbekümmert und relativ konkurrenzlos aufspielen. Das ist in seinem neuen und alten Klub anders, obwohl er wieder unter den Fittichen seines Ex-Trainers Jupp Heynckes steht. Doch in München muss Kroos alles geben, falls er an der Seite von Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger auflaufen möchte. Schließlich konkurriert der „Zehner“ – dort sieht er sich am liebsten – mit gestandenen Spielern wie Luis Gustavo, Anatoliy Tymoshchuk oder Danijel Pranjic. „Ich sehe mich nicht so. Klar bin ich in meiner Entwicklung noch nicht am Ende, aber es ist jetzt schon meine fünfte Saison“, sagt Kroos über seinen Ruf als (ewiges) Talent bei Sport1. Ob das FCB-Coach Heynckes auch so sieht? Schließlich sind auch in der Offensive mit Franck Ribery, Thomas Müller und Arjen Robben alle Positionen vergeben. „Bayern München ist etwas anderes als Leverkusen. Da konnte er regelmäßig spielen. Viele Chancen, sich hier hineinzuarbeiten gibt es nicht“, stellt der 66-Jährige klar. Es sieht (leider) ganz danach aus, als wäre bei den Bayern in der neuen Saison auf dem Platz „ohne Kroos mehr los.“
Dienstag, 5. Juli 2011
Von einem, den sie „Brazzo“ nannten und nennen
Zum Profisport gehören echte Typen. Menschen, die vor allem wegen ihrer Art in Erinnerung bleiben und nicht wegen Titeln und/oder Erfolgen. Auch in der Fußball-Bundesliga gab, gibt und wird es immer solche Typen geben. Effenberg, Kahn und Lehmann sind da nur drei Kicker einer scheinbar endlosen Reihe. Besonders schön ist es doch, wenn solche Fußballer wieder ins deutsche Fußball-Oberhaus zurückkehren. So wie bei Hasan Salihamidzic? Hasan wer? Die etwas älteren Freunde des runden Leders unter uns kennen den 34-jährigen Bosnier vielleicht unter seinem Spitznamen „Brazzo“, das Bürschchen. Diesen Spitznamen bekam er als kleiner Junge einst wegen seiner Schlitzohrigkeit, die er bis ins Erwachsenenalter behalten hat. Nach Jahren beim HSV und den Bayern, versuchte er 2007 bei Juventus Turin sein Glück. Heimisch wurde er in der Autostadt nie, auch weil er sich mit vielen Verletzungen herumplagte. Doch Salihamidzic kam immer wieder zurück, er ist ein Kämpfer mit Biss. Diesen bekamen auch seine Gegenspieler oft zu spüren, manche von ihnen wohl für ihren Geschmack zu oft. Fragen Sie mal bei einem gewissen Roberto Carlos nach. Der Ex-Madrilene wurde in den Duellen zwischen den Bayern und Real Madrid in der Champions League um die Jahrtausendwende derart bearbeitet, dass er fast die Nerven verlor – und das nicht nur einmal. Brazzos Vertrag bei Juve wurde nicht verlängert, Felix Magath griff zu und holte ihn nach Wolfsburg. Schon beim Hamburger SV und dem Rekordmeister schwitzte der 43-fache Nationalspieler unter „Quälix“, beackerte die Außenlinien sämtlicher Arenen nach Herzenslust. „Ich bin sicher, dass er mit seiner Reife und Erfahrung unserer Mannschaft gut tut“, sagte Ober-Wolf Magath bei Sport1. „Felix Magath hat mir damals die Chance gegeben, Fußball zu spielen, und deshalb war für mich sofort klar, dass ich das machen möchte“, begründete der Mann mit über 300 Bundesligaspielen den Wechsel zum VfL. Auch dort wird Hasan „Brazzo“ Salihamidzic ordentlich Gas geben und seine Gegenspieler mit seiner (aggressiven) Art zu spielen nerven.
Montag, 4. Juli 2011
Manchmal muss die Hand erhoben werden
Endlich rollt er bei den Männern wieder, der Ball – zumindest in Testspiel. Die 18 Erstligaklubs der deutschen Bundesliga haben den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen und bereiten sich intensiv auf den Ligastart vor. Dass da – neben dem Laktatwert – jede Menge ausprobiert, sprich getestet wird, ist sonnenklar. Dabei fallen meistens Tore wie am Fließband, auch weil die Defensivarbeit noch nicht in sich stimmig ist. Oder, weil die so genannten „Großen“ zunächst gegen unterklassige Teams antreten. Dann wird das Ergebnis schon einmal zweistellig und die Amateurmannschaft ist einfach nur froh, ein Spiel gegen einen Bundesliga-Dino erlebt zu haben. Zu den Dinosauriern der Zunft gehört ja bekanntlich der Hamburger Sportverein, der als einziges Team seit der Gründung des Fußball-Oberhauses immer erstklassig war. „Erstklassig“ ist aber Definitionssache und beim Hamburger SV sowieso. Die Nordlichter fielen in der jüngeren Vergangenheit eher mit Misserfolgen und internen Streitereien auf, mussten sich mit Plätzen im Mittelfeld der Tabelle anfreunden. Und jetzt im Test? Hm, gegen den „Fast-Absteiger“ des Vorjahres, den VfL Wolfsburg, kassierte der HSV eine bittere 1:5-Packung – allerdings stark ersatzgeschwächt. Aha, daher weht der Wind. Gut, wir sind gespannt, wie es im Punktspiel zwischen den beiden Vereinen läuft. Magaths „Wölfe“ wollen ja wieder angreifen, und zwar möglichst weit oben. Ob das gelingt, muss man sehen. Und auch der „Nachbar“ an der Alster strebt nach höheren Zielen. Im Handball läuft es rund um Hamburg ja prächtig. Vielleicht sollten die Kicker es auch besser mit der Hand probieren, nicht jeder Schiedsrichter sieht das. Fragen Sie mal bei Damen aus Australien nach. Aber gut, die Auswahl von Äquatorial-Guinea ist ja noch nicht annähernd so lange und erfolgreich im Geschäft, wie es der Traditionsklub ist – äh in den 1980er Jahren war. Da kann einem schon einmal die Hand ausrutschen, oder?
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