Mittwoch, 29. Februar 2012

Ein Nachbarschaftsduell, das die Massen elektrisiert

Schon immer ging es zwischen den beiden Nachbarschaftsländern Frankreich und Deutschland hoch her - und das natürlich auch sportlich. Besonders auf dem grünen Rasen gab es einige packende Duelle, wurde erbittert gekämpft und um jeden Quadratzentimeter Rasen gerungen. Immer wieder stachen in beiden Mannschaften große Persönlichkeiten - allen voran Michel Platini und Franz “Kaiser” Beckenbauer hervor. Aber auch Stars wie beispielsweise Zinedine Zidane, Thierry Henry, der heutige Coach Laurent  Blanc, Lothar Matthäus oder Torhüter wie Fabien Barthez sowie Oliver Kahn waren echte Typen der beiden Länder, die sich heute Abend (20.45 Uhr, ZDF) im  EM-Test an der Weser gegenüberstehen. Und in Bremen mögen sie ja die Franzosen, zumindest mochten sie einen ganz Besonders: Johan Micoud. Der kurbelte das Spiel des SV Werder an, wusste mit tollen Pässen, schönen Freistößen und einigen Toren zu gefallen. Und heute? Da wird sich noch zeigen, wie das Bremer Publikum seine Sympathiewerte verteilt. Gut, falls Tim Wiese - es deutet vieles darauf hin - sein Heimspiel bekommt, sollte den Mannen um Bundestrainer Joachim “Jogi” Löw die Unterstützung im Traditionsduell sicher sein. Auch Ex-Bremer Miroslav “Miro” Kose dürfte von den Zuschauern im ausverkauften Stadion gefeiert werden - spätestens, seit er nicht mehr das Trikot von Dauerrivale Bayern München überstreift. Seit 2005 haben sich beide Teams nicht mehr gegenübergestanden, die Bilanz spricht nach bisher 23 Partien für den zehnmaligen Gewinner Frankreich. Zeit, dass sich das ändert und Deutschland den achten Sieg einfährt. Es wäre ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zur EM 2012. Dort gehört vor allem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit zum engsten Favoritenkreis.

Montag, 27. Februar 2012

Na also, sie können es ja doch noch

Was war in den vergangenen Tagen nicht alles über den FC Bayern München gesagt, geschrieben und berichtet worden. Meisterschaft ade, Champions League-Sieg unmöglich, das Aus im DFB-Pokal so sicher wie das Amen in der Kirche. Nach dem überzeugenden und relativ ungefährdeten 2:0-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 sind die Bayern wieder dick im Geschäft - und das nicht nur mental. Überraschenderweise ließ Jupp Heynckes Toni Kroos auf der Bank, Thomas Müller kam in die Startelf zurück. Und - das war das eigentlich erfreuliche aus Münchner Sicht - die beiden Superstars strotzten nur so vor Spielfreunde. Besonders Franck Ribéry, dem sie nach seinem "verweigerten" Handschlag mit FCB-Coach Heynckes nach seiner Auswechslung in Basel, ein gestörtes Verhältnis zu Heynckes nachsagten, kämpfe und ackerte - war überall zu finden. Nach seinem Treffer zum 1:0 rannte der 28-Jährige über den halben Platz, klatschte demonstrativ mit seinem Chef ab und ließ sich von den Mitspielern feiern. Nicht nur beim Jubeln war Arjen Robben einer der Ersten. Nein, auch im Spiel versuchte der Niederländer alles, ging weite Wege und klärte mitunter an der eigenen Eckfahne. Die Bayern-Stars können es doch, vielleicht haben sie es endlich begriffen, um was es geht. "Nach Basel war die Situation nicht einfach. Wir hatten etwas Stress, doch der Sieg ist sehr wichtig für unser Selbstvertrauen", sagte Ribéry und lachte. "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war heute anders als zuletzt", analysierte Thomas Müller treffend. "Es lief von Anfang an gut, wir haben mehr nach vorne gepresst und viele Bälle erobert." Es geht doch, liebe Bayern. Wenn Ihr "anders spielt", dann gewinnt Ihr auch (wieder). Schön, dass Ihr das nun endlich verstanden habt. Mal abwarten, wie lange?

Sonntag, 26. Februar 2012

Wenn die Fans auf die Barrikaden gehen

Was haben Hertha BSC Berlin, der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Köln gemeinsam? Richtig, diese drei Teams spielen in der 1. Fußball-Bundesliga. Noch? Nein, so weit wollen wir nicht gehen - noch nicht. Aber das, was an der Spree, in der Pfalz oder im Rheinland gerade abgeht, ist beängstigend. Und das spüren viele, aber leider nicht alle. Zu "viele" gehören Fans und Anhänger der drei Traditionsvereine, zu "leider nicht alle" die Spieler und die sportlich Verantwortlichen. Während die "Supporters" - um es mal englisch oder niederländisch zu sagen - Woche für Woche alles für ihren Verein geben, schleichen die Profikicker ab und an über den Platz, als wäre ihnen die Kugel völlig fremd. Dazu wirkt das Auftreten der Klubbosse derzeit alles andere als souverän - vor allem in Berlin. Nun sickerte durch, dass die "Alte Dame" eigentlich gerne einen anderen "Dinosaurier" der Branche als Coach gehabt hätte. Nämlich ausgerechnet Kölns Sportdirektor Volker Finke, dessen Inthronisierung beim "Effzeh" für viele Kenner der Szene schon überraschend kam. Nun ist es also Rehhagel geworden, der zwölf Jahre nicht in der Bundesliga garbeitet hat. Er wisse, was zu tun ist, um die Klasse zu halten. Das sagte "König Otto" unter der Woche, aber sein Personal hatte es in Augsburg nicht zeigen können. Auch die Lauterer blieben im Rheinland-Pfalz-Derby beim wieder erstarkten FSV Zidan 05 blass, die mitgereisten Fans skandierten nach dem 0:4 "Wir haben die Schnauze voll." Komisch, dass es den Kickern wohl nicht so geht - oder macht verlieren Spaß? Gut, vielleicht liegt es auch am monatlichen Kontoauszug, dass Ergebnisse zweitrangig sind. Wer weiß das schon, aber in Liga zwei gibt's weniger Kohle meine Herren. Ob das der eine oder andere überhaupt begreifen kann? Mal schauen.

Samstag, 25. Februar 2012

Von einem, der es nur ein Mainz kann

Es gibt Fußballer, die ein Leben lang nur bei einem Verein bleiben (wollen). Sei es, weil sie in dieser Stadt geboren oder in unmittelbarer Nähe aufgewachsen sind, oder eben weil sie sich privat, sportlich und menschlich aufgehoben fühlen. Uwe Seeler ist da ein gutes Beispiel, denn "Hinterkopf-Uwe" blieb ein Leben lang "HSVer" - und das auch über die aktive Karriere hinaus. Seeler, der in der Bundesliga und in der Nationalelf beinahe nach Belieben traf und zu einer echten Führungsfigur - auf und abseits des grünen Rasens - heranwuchs, hält den Nordlichtern bis heute die Treue. Auch beim Kölner Lukas Podolski könnte sich eine ähnliche Entwicklung abzeichnen - "Prinz Poldi" fühlt sich am Rhein einfach am wohlsten. Der dreijährige Ausflug zum FC Bayern München tat dem Linksfuß nicht gut, ihm fehlten seine Familie und der Dom. Aktuell läuft es für ihn in seiner Heimat bestens, nach einer Verletzung wird er heute für "seinen "Effzeh" auf den Platz zurückkehren. Es gibt aber auch Profikicker, die in einer bestimmten Stadt bei einem Klub heimisch werden, obwohl sie aus einem anderen Land stammen. Ein Beispiel ist da der ägyptische Angreifer Mohamed Zidan. Mittlerweile ist er zum dritten Mal bei den Rheinhessen unter Vertrag - seine Ausflüge zum HSV oder zu Borussia Dortmund hatten nur bedingten Erfolg. Anders beim 1. FSV Mainz 05, für den Zidan in drei Einsätzen drei Tore erzielte. "Es ist bisher für mich großartig gelaufen und damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen", betont der 30-Jährige. "Das ist mehr, als ich nach meiner Rückkehr nach Mainz erwarten konnte. Ein wunderbares Gefühl." Nicht nur für ihn, sondern auch für den Karnevalsklub und seine Anhänger ist der "verlorene Sohn" ein Glücksfall. Schön, wenn beide Seiten zufrieden sind. Mal schauen, wie viele Tore es werden.

Freitag, 24. Februar 2012

Ein Jäger, der immer auf Beutefang ist

Erfolgreiche Stürmer gibt es im Fußballgeschäft zuhauf, richtige Torjäger natürlich auch. Und doch gibt es nicht in jeder Mannschaft einen echten Knipser. Und selbst dann – wie es das Beispiel des FC Bayern München mit Mario Gomez gerade beweist – ist ein treffsicherer Angreifer keine Erfolgsgarantie. 18 Mal hat Gomez schon eingelocht, führt damit die Torjägerliste der 1. Fußball-Bundesliga an. Aber keinesfalls alleine, denn gut 600 Kilometer nordwestlich von München gibt es einen, der es ihm gleichtut. Auch er hat 18 Mal getroffen, schraubte sein Konto wettbewerbsübergreifend auf sagenhafte 33 Treffer in 34 Einsätzen. Die Rede ist von Dirk Jan Klaas Huntelaar, der eigentlich Klaas-Jan Huntelaar genannt wird. Der Niederländer, der auch schon für Real Madrid und den AC Mailand stürmte, hat einen richtigen Lauf. Gestern traf der 28-Jährige im Euro-League-Spiel gegen Viktoria Pilsen dreimal, sorgte zum 3:1-Endstand für das Weiterkommen seines FC Schalke 04 damit quasi im Alleingang. Am Sonntagnachmittag kommt der 1,86 Meter-Mann, der den Spitznamen „Hunter“ trägt zu Gomez und Co. nach München. Und man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Mann mit dem „Bubi-Gesicht“ wieder auf Jagd gehen will und wird. Wer besser im Strafraum des Gegners wildert, das wird man nach 90 Minuten beurteilen können. Fest steht nur, dass Huntelaar gegenüber Gomez in der Favoritenrolle ist. Warum? Ganz einfach deshalb, weil der 48-fache Auswahlspielspieler einen Raul neben beziehungsweise hinter sich hat. Etwas, das seinem bayerischen Pendant fehlt. Der ist meistens auf sich alleine gestellt und bekommt viel weniger Zuspiele, als die Schalker Tormaschine. Vielleicht sollte FCB-Coach Jupp Heynckes jetzt endlich über einen Systemwechsel mit einer zweiten Spitze nachdenken – mit Müller oder Olic hätte er die richtigen Kandidaten dafür. Sonst droht die nächste Pleite sowie der Absturz auf Rang vier.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Oh mir tun die Augen weh…

…wenn ich diese Bayern seh‘. So oder so ähnlich könnte man es in diesen Tagen trällern – und das stundenlang. Erst recht nach dem blutleeren Auftritt von gestern Abend im Basler St. Jakobs-Park. Da verlor der FC Bayern München im CL-Achtelfinal-Hinspiel beim FC Basel mit 0:1 und steht vor dem Rückspiel in drei Wochen mit dem Rücken zur Wand. Auch in der 1. Fußball-Bundesliga verlor der Rekordmeister den Anschluss, liegt vier Zähler hinter Titelverteidiger Borussia Dortmund. Im DFB-Pokalhalbfinale müssen Kapitän Philipp Lahm und Co. erneut zu Borussia Mönchengladbach, zur Überraschungsmannschaft der Saison. Die Fohlen schlugen den schwächelnden Topfavoriten diese Saison schon zweimal – eine dritte Pleite wird erwartet. Zurück nach Basel. FCB-Sportdirektor Christian Nerlinger beorderte sein Personal nach dem peinlichen Auftritt – bei dem sein Team zwar „stets bemüht“ war – sofort in der Kabine. Dort soll es mächtig gekracht haben, auch zwischen einzelnen Spielern. Denn „stets bemüht“ bedeutet nichts Gutes, das ist ja in der Schule schon so. Dabei hätte Franck Ribéry mit zwei Großchancen für Ruhe sorgen können, auch wenn die Gäste aus München richtig Dusel hatten. Zweimal rettete Neuer, je einmal Pfosten und Latte. „Ich weiß, was jetzt zu tun ist“, lächelte Coach Jupp Heynckes in die Fernsehkameras. Wirklich? Wer zwei Stunden vor dem Anpfiff das geplante 4-4-2-System auf Kosten von Thomas Müller wieder ändert, Ribéry nach einer guten Stunde auswechselt und einen Olic so lange draußen schmoren lässt, der weiß nicht wirklich „was zu tun ist“.  Vielleicht sollten die Bayern-Bosse mal ihrem merkwürdig wechselnden Trainer den Kopf waschen. Die Spieler um Robben und Kroos sind dermaßen verunsichert, dass womöglich ein Systemwechsel helfen würde. Deshalb Müller zu Gomez in den Sturm und nur noch ein „Sechser“. Außerdem könnten die beiden Flügelstürmer ja einfach mal die Seiten tauschen.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Von einem, der gerne ins Tor trifft – auch ins eigene

Nikolče Noveski ist Fußballer, schnürt für den 1. FSV Mainz 05 und die mazedonische Nationalmannschaft die Stiefel. Er ist nicht der bekannteste Kicker im deutschen Fußball-Oberhaus, dafür aber einer der berühmtesten – und das ziemlich unfreiwillig. Denn der 32-jährige Abwehrspieler ist nicht nur robust und zweikampfstark, sondern auch ziemlich torgefährlich. Eigentlich ja nichts Schlechtes, aber auch ziemlich kurios. Denn „Torgefährlichkeit“ bedeutet in dem Fall nicht, dass er ständig mitstürmt, trifft oder gerne jeden Elfmeter versenkt. Nein, der 46-fache Auswahlspieler staubte oder fälschte oft nur ab – allerdings sehr unglücklich. Während man einem Torjäger attestiert, immer genau an der richtigen Stelle zu sein, wird Noveski von seinen Abwehrkollegen inklusive Torhüter mitunter – natürlich nicht ganz ernst gemeint – als gemein gefährlich eingestuft. Denn der Mainzer trifft gerne mal ins eigene Tor und das bereits sechs Mal. Ein trauriger Rekord, den der Ex-Rostocker noch ausbauen könnte. Im Moment liegt er gleichauf mit einem gewissen Manfred Kaltz, dem im Trikot des Hamburger SV in 581 Einsätzen das gleiche Kunststück gelungen ist. Doch es gibt auch richtig berühmte Eigen-Torjäger. Zum Bespiel Franz Beckenbauer – ja genau, der „Kaiser“. Auch der schenkte Sepp Maier gerne mal einen ein – und das nicht nur auf dem heimischen Balkon, sondern insgesamt vier Mal bei den Bayern oder in der DFB-Elf. Zurück zum Mazedonier. 2005 traf der Rekordhalter im Derby gegen Eintracht Frankfurt in den ersten sechs Spielminuten gleich zwei Mal ins eigene Tor, erzielte dann aber sogar noch einen Treffer in den richtigen Kasten. Er kann es also auch auf der richtigen Seite, der Nikolče Noveski. Und so lange sein Team immer eins mehr schießt, kann ja gar nichts schief gehen. Motto: Mainz wie es singt und lacht – auch über Eigentore.

Dienstag, 21. Februar 2012

Mit frischgewaschenem Haupt(haar) nach Basel

Das peinliche 0:0 beim Tabellenletzten SC Freiburg hat an der Säbener Straße das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht. Beim FC Bayern München hängt nach dem Absturz auf Rang drei in der Bundesliga-Tabelle der Haussegen schief – und wie. Die Angst vor einer weiteren titellosen Saison macht bei den Bayern die Runde, ist besonders in den Köpfen der Verantwortlichen um FCB-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge angekommen. „Wir haben die Tabellenführung verloren, auswärts haben wir aus drei Spielen nur zwei Punkte geholt“, kommentiert Rummenigge die magere Bilanz im Fußball-Oberhaus nüchtern. „Wir müssen auswärts besser spielen und die Ergebnisse holen, damit wir unsere Ziele erreichen.“ Aha, da muss man erst einmal drauf kommen. Seit Wochen hört man beim deutschen Rekordmeister Sätze wie diesen, doch umgesetzt wird davon relativ wenig. Jeder kocht auf dem Platz sein eigenes Süppchen, borgt sich beim Mitspieler aber kein Salz und Nebenkriegsschauplätze wie die Rolle (im Team) von Arjen Robben lenken zusätzlich ab. Genau die richtige Menge Salz fehlt aber am Ende, wenn es darum geht, zu punkten. „Wir brauchen eine stabile Form, gerade an nicht so guten Tagen. Und die Charaktereigenschaft, dass die Mannschaft bereit ist, sich zu quälen.“ Der nächste Satz beim „Kopf waschen“ des Ex-Torjägers, der früher vor dem gegnerischen Kasten auch nicht lang fackelte. Bleibt zu hoffen, dass sein Personal diese Floskeln endlich ernst nimmt und kämpft. Gequält haben die Mannen um Kapitän Philipp Lahm zuletzt nämlich nur ihre eigene Anhängerschaft und nicht etwa sich selbst. „Die Champions League ist ein anderer Wettbewerb als die Bundesliga, das wird ein anderes Spiel als in Freiburg“, analysiert Ivica Olic. Stimmt, aber genau das ist das bayerische Problem. Es fehlt an der richtigen Einstellung – egal, gegen wen es in welchem Wettbewerb geht.  Mit hin- und her passen gewinnt man nichts. Schon gar nicht gegen Neuzugang Xherdan Shaqiri und seinen FC Basel am morgigen CL-Abend.

Montag, 20. Februar 2012

Fohlen-Märchen am Niederrhein vs. bayerische Lethargie

Was waren das für beinharte und spannende Duelle in den 1970er Jahren. Netzer und Co. gegen Beckenbauer und Konsorten. Der Meistertitel wanderte zwischen Niederrhein und Isar hin und her – auch international gingen meistens nur die Gegner baden. Gute 20 beziehungsweise 30 Jahre später sah es komplett anders aus. Auf der einen Seite ging es mit der Borussia kontinuierlich bergab, meistens sprangen die Gladbacher Fohlen gerade noch so über die letzte Hürde zum Verbleib in der 1. Fußball-Bundesliga. Auch in der vergangenen Saison war das so, Borussia Mönchengladbach blieb mit Retter Lucien Favre in der Relegation gerade noch so erstklassig. Auf der anderen Seite sammelten die Bayern aus München im vorigen Vierteljahrhundert Titel und Trophäen, spielten auch in Europa ziemlich weit vorne mit. Die Kluft zwischen beiden Klubs schien größer denn je – mit verheulten Augen sehnten sich die VfL-Anhänger nach der goldene Ära in der Schlaghosenzeit zurück. Doch Gladbach hatte in allen Bereichen zu sparen, musste den Gürtel enger schnallen. Anders der Dauerrivale im Süden der Republik, der wirtschaftlich gesund war und ist, sich an gutem Spielermaterial aus aller Welt bediente. Jetzt – acht Monate nach dem Beinahe-Abstieg – sieht das alles anders aus. Die Gladbacher Fohlen sind an den stolzen Bayern in der Tabelle vorbeigaloppiert, Favre lässt von Reus, Herrmann und Co. erfrischenden Offensivfußball mit blitzschnellen Kontern spielen. Mit Erfolg, denn die Hinterbänkler vom Niederrhein überflügeln die Konkurrenz, lassen auch das bayerische Starensemble – das in seiner Lethargie vor sich hindümpelt – ganz alt aussehen. Die Jungs des Taktikfuchses aus der Schweiz haben Lust zu kicken, sind hungrig und zählen nicht nur ihre Geldbündel. Vielleicht sollte der FC Bayern seinem Personal wieder Beine machen – mit Gehaltskürzungen. Sonst wird das nichts mit Titeln dieses Jahr - erst recht nicht national.

Sonntag, 19. Februar 2012

Von einem, der wieder Feuer gefangen hat

Vor fünf Monaten hat Fußballlehrer Ralf Rangnick sein Traineramt beim FC Schalke 04 zur Verfügung gestellt. Der gebürtige Backnanger trat zurück, fühlte sich erschöpft und ausgebrannt. Gestern Abend legte der 53-Jährige im Aktuellen Sportstudio einen beeindruckenden Auftritt hin, wusste auch an der Torwand zu überzeugen. Rangnick sah sichtlich erholt aus, braun gebrannt und reine Haut im Gesicht. "Körperlich und von der Energie her fühle ich mich wieder in der Verfassung, um zu sagen: Okay, ich kann wieder eine Mannschaft übernehmen", betonte der "Professor". Eine schöne Nachricht, die uns Fußballfans freut. Der Ex-Coach des VfB Stuttgart oder von 1899 Hoffenheim - der auch für andere Klubs an der Seitenlinie stand - hat wieder "Feuer gefangen", sein "Burn-Out-Syndrom" ist abgeklungen. "Ich gehe davon aus, dass das im Sommer der Fall sein wird, aber ich kann nicht in eine Glaskugel schauen", äußerte sich der Übungsleiter zu einem möglichen Comeback im ZDF. "Otto Rehhagel hat vor einer Woche auch nicht gedacht, dass er bei Hertha ist." Stimmt, mit Sicherheit nicht. Was nur beweist, wie schnell und unverhofft es manchmal im Profifußball gehen kann oder könnte. Und Rehhagel macht es in der Hauptstadt nur bis zum Sommer, so dass der Weg im Fall des Klassenerhalts frei wäre für den Kenner der Szene. Und was hat er in seinem Leben geändert? "Dazu zählen der Umgang mit Ruhephasen, die richtige Ernährung und die Zeit, selber Sport zu treiben", erklärt Rangnick, der keine bestimmten Vorstellungen und Wünsche für kommende Aufgaben hat. "Entscheidend ist, dass es passt, auch mit den anderen Entscheidungsträgern. So, wie es auf Schalke und über lange Jahre auch in Hoffenheim der Fall war. Die Tabellensituation ist dabei gar nicht so wichtig." Richtig, in erster Linie zählt die eigene Gesundheit. Willkommen zurück im Geschäft, Herr Rangnick - egal wann und wo.

Samstag, 18. Februar 2012

Wenn "König Otto" in der Hauptstadt Einzug hält

Wahnsinn, was gerade in der Hauptstadt so abgeht. Der ungeliebte Bundespräsident Christian Wulff ist nun doch noch zurückgetreten - "längst überfällig" sagen die meisten. Ähnliche Worte würden an der Spree auch die Runde machen, wenn ein gewisser Michael Preetz (endlich) seinen Hut bei Hertha BSC Berlin nehmen würde. Aber nein, der Ex-Torjäger bleibt hartnäckig, klebt an seinem Managerstuhl wie Wulff bis gestern am Schreibtisch in seinem Amtssitz Schloss Bellevue. Doch mit der "schönen (Aus)Sicht" ist das so eine Sache, denn die "Alte Dame" schwebt in der 1. Fußball-Bundesliga in akuter Abstiegsgefahr. Preetz verschliss in zweieinhalb Jahren vier Trainer, sein (womöglich) letzter Wurf muss sitzen wie ein alles entscheidender Siebenmeter beim Handball. Namen wie Sidka, Götz oder Stanislawski machten rund um das Olympiastadion die Runde, zuletzt flirtete die Hertha heftig mit dem Krassimir. Doch Balakov ist noch vertraglich an Hajduk Split gebunden, schon für Skibbe musste der (Noch)Erstligist eine Ablösesumme zahlen. Nun, aber scheint sich in der 3,4-Millionen-Metropole eine echte Sensation anzubahnen. Ein König Namens Otto soll der Hertha wieder Beine machen. Hertha und Otto, das klingt nach einer 50-jährigen Traumehe und antiker Erfahrung pur. Die sammelte der 73-jährige Rehhagel lange Zeit bei der griechischen Nationalmannschaft, ließ mit Mann und Maus verteidigen und vorne irgendwie ein Tor erzielen. Klappte bei der EM 2004 richtig gut, es reichte zum Titel. Doch ob diese Taktik in der Bundesliga klappt? "Nun, besser fünfmal 1:0 gewinnen als einmal 5:0", sagte mal ein Kenner der Szene. Falls "König Otto" das schafft, wäre das eine Sensation. So wie die Meisterschaft mit Lautern 1998 oder der EM-Coup mit den Griechen.

Freitag, 17. Februar 2012

Peng Peng Boateng oder die Wandlung des Jahres

Was haben sie verbal auf ihn eingetreten, ihn verflucht, beschimpft und beleidigt. Die Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ließen kein gutes Haar (mehr) an Kevin-Prince Boateng. Der 24-jährige Deutsch-Ghanaer hatte im Vorfeld der WM 2010 in Südafrika Ex-Capitano Michael Ballack umgegrätscht, verletzte den Leitwolf der DFB-Auswahl in der Begegnung im FA-Cup zwischen Portsmouth und Chelsea schwer am Knöchel. Das bedeutete das WM-Aus für Ballack, Boateng wurde von den Fans in Deutschland zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt. Zwei Jahre später ist der gebürtige Berliner beim Top-Klub AC Mailand einer der Köpfe, ein Mann mit einer unglaublichen Schussstärke und Lauffreude. Über Genua empfahl sich der Bruder des bayerischen Verteidigers Jérôme für höhere Aufgaben - Berlusconi griff zu und ist voll des Lobes über den Mann mit dem Irokesen-Schnitt. Nicht nur sein unglaubliches Tor gegen den FC Barcelona, das er sich selbst aus vollem Lauf mit der Hacke vorlegte, bleibt unvergessen. Nein, auch der unglaubliche Volleyschuss im Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Arsenal ließ aufhorchen. Der damals so Gescholtene nahm den Ball mit der Brust an und hämmerte ihn vom rechten Strafraumeck an die Unterkante der Latte. Von dort sprang die Kugel ans untere Quergestänge, das das Netz befestigt. Die Kugel rollte zurück aufs Feld, Boateng jubelte, die Engländer wunderten sich, wo das Spielgerät ist. "Großartiger Sieg, großartiger Abend!", twitterte der "Prinz" nach dem 4:0-Erfolg über zahme "Gunners". Finden wir auch – und das hat er sich auch verdient. Im Zweikampf einmal zu spät kommen kann jeder Profikicker. Aber sich so zurückmelden und zeigen, dass es wesentlich fairer und eleganter geht, das schafft nicht jeder nach der Kritik. Glückwunsch an Kevin-Prince Boateng für diese geilen Antworten auf dem Platz.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Wenn mit allen (illegalen) Mitteln gearbeitet wird

Nachdem es in der Fußball-Champions League auf einigen Plätzen und in so mancher Partie hoch herging, gibt’s schon im Vorfeld der heutigen Partien in der Europa League schlaflose Nächte. Zumindest für die deutschen Teams FC Schalke 04 (in Pilsen) und Hannover 96 daheim gegen den FC Brügge (ab 18.50 Uhr, Kabel1). Schlaflose Nächte deshalb, weil die Vorbereitung der beiden deutschen Vertreter empfindlich gestört wurde beziehungsweise worden ist. Schon die Anreise aus Düsseldorf ließ die „Königsblauen“ rot anlaufen – und das vor Wut. Beim Flieger war eine Tür defekt, es ging mit Verspätung nach Tschechien. In Prag waren die Landebahnen verschneit, das Flugzeug landete eine Stunde später. Doch damit nicht genug. Als beim Schalker Tross gegen 23 Uhr Bettruhe angesagt war, krachte es hier und da. Nein, es gab keinen Streit, sondern die Betten waren manipuliert. Ja, sie lesen richtig. Irgendjemand hatte die Schlafplätze durchgesägt. Motto: Aus eins mach zwei. "Sie haben die Ehebetten auseinandergesägt", sagte S04-Manager Horst Heldt. Anscheinend gab es nicht genügend Betten für den Schalker Tross, der – wie immer - Doppelzimmer mit zwei Einzelbetten bestellte. Wäre doch schön, wenn der deutsche Bundesligist seinen Gastgebern nach 90 hellwachen Minuten eine schlaflose Nacht beschert. Rüber nach Hannover. Im sonst so beschaulichen Niedersachsen haben sie ein bisschen die Buchsen voll. Nein, nicht vor Rückkehrer Christoph Daum, der bei Brügge an der Seitenlinie steht. Sondern eher vor den belgischen Anhängern, die – wenn es gegen Deutschland oder Vereine aus dem Land des Nachbarn geht – besonders motiviert sind. Wobei das Wort „motiviert“ nicht ganz passend ist, denn manche Belgier prügeln gerne. Auch beim Hannoverischen Anhang sind sicher Hitzköpfe dabei. Deshalb drücken wir den „Grün-Weißen“ die Daumen, dass sie alles im Griff haben. Nein, nicht den Hausherren, sondern den Mannen von der ordnenden Zunft. Die werden alles geben müssen - womöglich mehr als 90 Minuten lang.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Wenn Italiener mal wieder auf Engländer treffen

Dass die Deutschen gegen die Spanier mal wieder den Kürzeren ziehen würden, war ja irgendwie zu erwarten. Phasenweise erstarrte Bayer Leverkusen im Achtelfinal-Hinspiel der Fußball-Champions League vor Titelverteidiger FC Barcelona in Ehrfurcht, überließ Lionel Messi und Co. in der restlos ausverkauften BayArena das Kommando - und das nicht nur in der Schaltzentrale des Mittelfeldes. Das bestrafte der haushohe Favorit und nahm ein ungefährdetes 3:1 mit auf den Heimflug von Köln/Bonn nach Katalonien zurück. Zwischenzeitlich hatte Michal Kadlec ausgeglichen, doch das 1:1 war nur ein schnell erloschenes Strohfeuer. Nicht weniger spannend wird es heute - ab 20.45 auf Sat1 -  wenn der AC Mailand auf Arsenal London trifft. Eine Begegnung, die Brisanz birgt. Schließlich haben Zlatan Ibrahimovic und seine Nebenleute einen England-Komplex, scheiterten in den vergangenen Jahren in der K.O.-Runde immer wieder an Teams von der britischen Insel. Ob das heute anders wird? Gut, die Partie wird erst im Rückspiel in London entschieden, doch Milan muss vorlegen. Und steht dabei unter einem nicht allzu geringen Druck. AC-Klubchef Silvio Berlusconi weiß, dass sein Verein seit 2008 nicht mehr im Viertelfinale der Königsklasse stand, und nimmt kein Blatt vor den Mund: "Das ist für einen Klub wie Milan unwürdig. Wir müssen es wieder unter die letzten Acht schaffen." Eine klare Vorgabe, die von den "Rossoneri" eigentlich nur noch umgesetzt werden muss. Wenn da nicht ein Mann etwas dagegen hat, der seit seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten von Red Bull New York nach Europa zu den "Gunners" besonders heiß ist - nämlich der Franzose Thierry Henry. Er könnte den Gastgebern die Tour versauen, auch ohne absichtliches Handspiel.

Dienstag, 14. Februar 2012

Wenn im Gipfeltreffen reichlich Giftpfeile fliegen

Es hat ja gar nicht anders sein können. Schon im Vorfeld der Partie zwischen Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt in der 2. Fußball-Bundesliga flogen Giftpfeile vom Main an den Rhein und/oder umgekehrt. Eintracht-Coach Armin Veh unterstellte dem 297-fachen Zweitligaspieler Sascha Rösler - dem Mann für die Standards bei den Fortunen - Fallsucht im Strafraum. Klar, die Düsseldorfer haben schon zehn Elfmeter zugesprochen bekommen - aber eigentlich kann man alle geben. Gestern kam der elfte hinzu, Jens Langeneke verwandelte in der Nachspielzeit zum gerechten 1:1-Endstand (90. +1). In der 69. Minute hatte Benjamin Köhler die Gäste in Führung gebracht, Frankfurt wäre erst zum zweiten Mal in der aktuellen Spielzeit - wenn es so geblieben wäre - Erster gewesen. Doch es kam erstens anders und zweitens als man denkt. Rösler und Veh gerieten kurz nach dem Ausgleich noch verbal aneinander, der Stürmer sah die gelb-rote Karte und Coach Veh wurde in die Katakomben verbannt. Die Hessen fühlten sich verschaukelt, die Hausherren hatten das Glück auf ihrer Seite und stießen Greuther Fürth vom Zweitligathron. "Das waren dramatische Szenen zum Schluss. Das passte irgendwie, dass wir noch einen Elfmeter kriegen, worüber sich Armin Veh in den letzten Tagen so aufgeregt hat", kommentierte Düsseldorfs Maximilian Beister hinterher auf Sport1.  "20 Elfmeter sind so sicher wie das Amen in der Kirche", giftete Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen und stellte mit Hinblick auf das Saisonende schon mal eine Prognose auf. Es geht eben um richtig viel, auch in Liga zwei. Vielleicht steigen ja am Saisonende beide Klubs auf - und Rösler oder Veh können einander dann lächelnd die Hand geben, zumindest bis zum nächsten Duell. In der 1. Liga?