Dienstag, 10. Januar 2012

Wenn schon "Kinder" hin- und hertransferiert werden

Dass es im Profifußball meistens um richtig viel Geld geht, ist bekannt. Und, dass die Kohle beim einen oder anderen Verein richtig locker sitzt, das ist auch kein Geheimnis mehr. Nur: Muss es schon bei Kinder und Jugendlichen um Geld gehen? Brauchen zehn- bis 13-jährige Fußballer bereits einen Berater? Scheint so. Während sie auf der britischen Insel schon für Fünfjährige oder kleine Steppkes mit acht Jahren um die Wette bieten, hat sich nun auch 1899 Hoffenheim ein Talent aus Berlin geholt. Dabei hatten die Scouts der Südabadener rund um das Trainingsgelände der Hertha keinen Zutritt, schafften es aber dennoch, einen Nachwuchsspieler von der Spree in den Kraichgau zu locken. Wie das? Ganz einfach: 1899 verpflichtete Nico Franke von Tennis Borussia. Der 13-Jährige wurde mit einem Ausbildungsvertrag bis 2014 ausgestattet, kassiert monatlich 250 Euro und wohnt bei einer Gastfamilie. Der Verein übernimmt die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Zugreisen in seine Heimat – finanziert ihm zudem die schulische und fußballerische Ausbildung. Dass die in Hoffenheim einen besonders guten Ruf genießt und inzwischen reife Früchte trägt, ist unbestritten. Aber mit 13 Jahren ist man noch ein Kind. Eines, das in den wohlbehüteten Schoß einer – nein seiner – Familie gehört. „Die Entwicklung ist sehr bedenklich. Auch rechtlich, denn schließlich sind die Eltern als Erziehungsberechtigte in der Pflicht“, erklärt Ex-Profi Christian Beeck. „Da beschäftigen sich 14-, 15-Jährige mit Dingen, die sie noch gar nicht wissen sollten. Denen werden dann oft von Beratern Flausen in den Kopf gesetzt. Viele Jugendliche sind einfach überfordert.“ Gut möglich, schließlich ist die Heimat von Nico Franke nicht gerade um die Ecke – auch sprachlich gibt es große Unterschiede. Es bleibt zu hoffen, dass das Kind die Herausforderung packt, vor allem geistig. Fußballerisch kann ja fast nichts mehr schiefgehen. Aber ist der Fußball wirklich alles? Solche Wechsel sollten wohl besser erst nach der B-Jugend vollzogen werden. Mit reiferen 16 Jahren zum Beispiel.

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