Was war das im deutschen Fußball-Oberhaus in den vergangenen Wochen für ein Theater. Louis van Gaal, Jupp Heynckes, Robin Dutt, Felix Magath, Michael Skibbe, Armin Veh oder Pierre Littbarski wurden gewollt oder ungewollt zu Hauptdarstellern, mussten oder müssen ihre Vereine als Trainer sofort oder zum Saisonende verlassen. Mit Ralf Rangnick (Schalke 04), Michael Oenning (HSV) und dem nimmermüden Christoph Daum (Eintracht Frankfurt) sowie dem Blitzwechsel von Ex-Schalker Magath zurück zu Wolfsburg haben vier Herren sofort ein neues Engagement gefunden. "Puh, erstmal durchatmen", könnte man fatalerweise meinen. Falsch, denn das Frühjahr ist da und es erwachen nicht nur Blumen, Tiere und Pflanzen aus ihrem Winterschlaf. Nein, auch die Spielerberater sind wieder unterwegs, haben das Handy oder den Computer immer im Anschlag, schauen sich aktiv um. Da wird Ruud van Nistelrooy in England angeboten, Raul soll nach nur einem Jahr im Pott nach Spanien zurück, die beiden Weltklasse-Torhüter Manuel Neuer und Rene Adler sind sowieso schon mit einem Bein auf der Insel - gut, Neuer ist Dauerthema bei den Bayern. Doch ob sich der Schalker nach den üblen Schmährufen im Pokal-Halbfinale das antut, darf entschieden bezweifelt werden. Der Ur-Schalker bei der Hassliebe aus München? Unvorstellbar. Doch im Fußball gibt es nichts, was es nicht gibt und so jagt die "Alte Dame" aus Turin wieder einmal die halbe Liga, die prominentesten Namen sind mit Miroslav Klose, Lukas Podolski und Andreas Beck gleich drei deutsche Nationalspieler. Nun, zwischen jagen und kriegen ist ein weiter Weg, den auch Juventus Turin erst einmal meistern muss. Es könnte durchaus sein, dass die ehemaligen Topklubs aus Europa wie Juve auf dem deutschen Transfermarkt in die Röhre schauen, schließlich hat die deutsche Bundesliga in den Vorjahren an Qualität gewonnen. "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah", lautet ein Sprichwort. Also die Herren - einfach mal bei Felix Magath nachfragen.
Donnerstag, 31. März 2011
Mittwoch, 30. März 2011
Uli Hoeneß hat seinen Biss nicht verloren
Es ist nicht einfach, sich mit Uli Hoeneß und seinen Gewohnheiten anzufreunden. Immer dann, wenn sich der Präsident des FC Bayern München angegriffen fühlt, schießt er zurück oder holt - je nach Schwere des Angriffs - zum kollektiven Rundumschlag aus. Warum macht er das? Gut, Hoeneß, der seit Jahrzehnten wegen dieser Angewohnheit den Beinamen "Abteilund Attacke" hat, ist ein Fußballverrückter. Wie kaum ein anderer kennt sch der ehemalige Weltklassestürmer - der alle Höhen und Tiefen seines Sports mitmachte - im Geschäft aus, sagt offen und ehrlich, was ihm auf der Zunge liegt. Der 59-jährige gebürtige Ulmer lebt und arbeitet Fußball, erträgt keine Unregelmäßigkeiten oder aus seiner Sicht ungewöhnliche Wege, die seine Kollegen hin und wieder gehen. "Da muss ein Pulver im Kaffee der Bundesliga gewesen sein, allgemein", schimpfte der Wurstfabrikant. "Und er hat vielleicht auch etwas drin gehabt", kommentierte der Ex-Manager der Bayern die Verpflichtung seines "Busenkumpels" Christoph Daum durch die Frankfurter Eintracht. Daum hatte mal ein Kokainproblem, doch der Charakterkopf scheint geläutert, hat seine Fehler zugegeben. Vielleicht mögen sich beide auch deshalb so gerne, weil sie ähnlich gestrickt sind und ihren Sport so sehr lieben. Zwei echte Alphatiere erträgt das Geschäft nun aber nicht - auch ein Grund, warum Louis van Gaal am Ende der Saison bei den Bayern aufhört. Aufhören mit seiner Kritik wollte Hoeneß - gerade erst in Fahrt - im Düsseldorfer Forum nicht, griff auch gleich den DFB - dessen Länderspielpolitik er indirekt als Geldmache bezeichnete - scharf an, sondern stiftete auch Unruhe im Pott, dessen BVB im Meistertraum schlummert. "Wenn ich in schwarz-gelben Unterhosen schliefe, würde ich langsam unruhig werden", unkte Uli Hoeneß, nachdem Leverkusen mit seinem Kumpel und neuen Coach Jupp Heynckes den Rückstand auf sieben Zähler verkürzte. "Wenn der FC Bayern Zehn gegen Zehn spielt, hat das bestimmt nicht das Niveau wie ein Länderspiel gegen Australien, immerhin der 21. der Weltrangliste", machte Bundestrainer Joachim Löw seine Antwort nach dem 1:2 im Test gegen Australien kurz. Ob Uli Hoeneß das im schönen Bad Wiessee am Tegernsee einfach so zur Kenntnis nimmt? Prognose: Die Abteilung Attacke schießt zurück.
Dienstag, 29. März 2011
Sie treffen und treffen und treffen
Miroslav Klose und Mario Gomez haben einfach einen unglaublichen Torriecher, treffen in letzter Zeit in schönster Regelmäßigkeit. Beide stürmen für den FC Bayern München, beide tragen das Trikot mit dem deutschen Bundesadler auf der Brust. Und doch gibt es zwischen Klose und Gomez einen wesentlichen Unterschied. Während der 32-jährige Pfälzer beim deutschen Rekordmeister seit Wochen auf der Bank schmort, ist er bei der Deutschen Nationalmannschaft gesetzt. "Ich weiß, was er kann", sagte Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw und schenkte dem stillen Anführer sein Vertrauen. Das zahlt "Miro" mit Toren zurück, erzielte in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan die Treffer 60 und 61 - bei 107 Versuchen. Das ist eine wahrlich meisterliche Quote, die auch der 25-jährige Unlinger Gomez zu verzeichnen hat. Er verdrängte zum Ende der Hinrunde seinen Kumpel aus der bayerischen Startelf, markierte insgesamt 29 Tore in 54 Spielen. "Es kann immer nur einer spielen." Ein Motto, das eigentlich nur für Torhüter gilt. Bei den beiden Angreifern ist das anders. Während Mario Gomez bei den Bayern die Kugel versenkt, macht Miroslav Klose im DFB-Trikot seine Kisten. Zusammen sind sie eine richtig gute Waffe, über die Löw und Louis van Gaal - beziehungsweise ab Sommer Jupp Heynckes - einfach nur froh sein können. Und: Der Bundes-Jogi lässt heute Abend gegen Australien im Freundschaftsspiel womöglich beide auflaufen. Mal schauen, was die Kumpels zusammen zeigen können. Prognose: Einer von beiden trifft bestimmt ins Schwarze - vielleicht auch Gomez im "falschen" Hemd.
Dienstag, 22. März 2011
Der eine geht, der andere kommt - Medizinbälle bleiben
Ach, was sind das nicht für verrückte Tage in unserem liebsten Fußball-Oberhaus. Ralf Rangnick ist auf Schalke angekommen, Felix Magath in Wolfsburg nie weg gewesen und Robin Dutt heuert im Sommer in Leverkusen an. Gleichzeitig erklärt Jupp Heynckes seinen Abschied bei Bayer, gibt dem großen FC Bayern aber noch einen Korb. Geht es dem 65-jährigen Trainer selbst zu schnell. Hat auch er schon Schwindelgefühle? Man weiß es nicht. Während also Heynckes noch grübelt, präsentierten die Breisgau-Brasilianer mit Marcus Sorg ihren neuen Mann an der Seitenline, den bisherigen Coach der U23 des SC Freiburg. Diese Personalie liegt voll im Trend der jungen Wilden auf Deutschlands Schleudersitzen, passt in die Riege um Thomas Tuchel und Jürgen Klopp. Alterspräsident Heynckes gehört indes noch nicht zum alten Eisen, er wird bis Saionende bei Bayer alles geben, damit es mindestens für den zweiten Platz reicht. Reichen tut es auch schon wieder Felix Magath, der seiner neuen und alten Mannschaft einen konditionell katastrophalen Zustand bescheinigt. Da müsse man vier Monate in zehn Tagen aufholen, ist aus der Autostadt zu hören. Da ist er wieder der "Quälix" und hat seine besten Freunde aus dem eingestaubten Geräteschrank befreien lassen - die Medizinbälle. Ob das hilft? Man muss abwarten, ob die "Wölfe" mit dieser Maßnahme wieder bissig und hungrig werden. Frei nach dem Motto: "Wir sind dann mal unterwegs". "Wir, das sind die Medizinbälle und du!" Das bekam Witzbold Oliver Pocher einmal beim "Probetraining" zu hören, der den Ernst der Lage ziemlich schnell "erfasste". Das sollten die Wolfsburger auch tun, möglichst im Eiltempo.
Donnerstag, 17. März 2011
Sensation: Felix Magath kehrt nach Wolfsburg zurück
Die Bundesliga spielt nicht nur verrückt, nein sie scheint derzeit völlig außer Kontrolle zu sein. Erst am Mittwochvormittag um 11 Uhr wird Felix Magath als Trainer, Manager und Vorstandsmitglied bei Schalke 04 entlassen, reicht noch am Nachmittag selbst seine Kündigung ein. Ein doppelter Rauswurf? “Doppelt gemoppelt hält besser” heißt ein Sprichwort, das Magath an dieser Stelle beherzigt hatte - mit einem Hintergedanken? Während noch am gleichen Abend Ralf Rangnick als neuer Übungsleiter bei den Knappen bestätigt wird, rührt Magath im Kreise seiner Liebsten in München höchstwahrscheinlich zur gleichen Zeit genüsslich in seinem Tee. Hat der Meistertrainer da schon eine Vorahnung? Mit anderen Worten: Bekam der 57-jährige Aschaffenburger da bereits einen Anruf von seinem Ex-Club VfL Wolfsburg, mit dem der Ex-Mittelfeldstar des Hamburger SV vor zwei Jahren sensationell die Salatschüssel in die Autostadt holte. Man könnte es meinen, denn am späten Donnerstagabend gegen 23 Uhr sickert die Meldung durch, dass der aus Gelsenkirchen gerade erst vom Hof gejagte am Freitagvormittag als Trainer, Manager und Vorstandsmitglied in Wolfsburg vorgestellt wird. Sehr zum Leidwesen von Dieter Hoeneß, dessen Vertrag aufgelöst wird. Und auch für Pierre “Litti” Littbarski dürfte das kurze Intermezzo als Chefcoach der “Wölfe” aus seiner Sicht ziemlich schnell vorbei sein. Dabei hat “Litti” spätestens am Montag wieder einen Job. Dann kann er wieder mit seiner Frau zum Einkaufen gehen, wie er das sonst immer getan hat. Ob er dann auf seinen Nachfolger trifft? Könnte sein, denn Felix Magath ist gerne auf (Shopping)Tour und sucht neue Spieler. Tipp: Mögliche Transfers bitte genau mit dem VW-Vorstand absprechen, sonst stottert der Motor.
Mittwoch, 16. März 2011
Löw verlängert beim DFB bis 2014
Mit den Worten "Wir haben noch einiges vor" begründete Joachim Löw seine vorzeitige und zugegeben etwas überraschende Vertragsverlängerung als Bundestrainer beim Deutschen-Fußball-Bund bis 2014. Und doch ist es eine schöne und für das Fußballherz aller Deutschen wohltuende Nachricht, die von der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt über den Main hinweg auf ganz Deutschland überschwappt. Und da schließt sich ein Kreis, denn kurz nach einer Begeisterungswelle wurde Joachim "Jogi" Löw aus Schönau im Schwarzwald nach dem sensationellen dritten Platz bei der Heim-WM 2006 zum "Bundes-Jogi" gekürt, stieg als bisheriger Co-Trainer unter Chef Jürgen Klinsmann zum alleinigen Boss auf, der sein bisheriges Team mit Assistent Hans Flick, Torwarttrainer Andreas Köpke sowie Teammanager Oliver Bierhoff bis einschließlich zur WM in Brasilien in drei Jahren weiter um sich scharrt. Dieses Zeichen der Treue spricht für Kontinuität und geordnete Verhältnisse, an denen sich so mancher Verein in der Bundesliga - schönen Gruß nach Gelsenkirchen und Hamburg - ein gehöriges Scheibchen abschneiden kann. Der 51-Jährige weiß, was er mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft erreichen möchte, ließ sich seine Unterschrift für zwei weitere Jahre aber nicht unnötig versilbern. Warum auch? Die Aussichten für seine Mannschaft sind golden, mit schöner Regelmäßigkeit drängen neue Spieler auf einen Einsatz in der Nationalelf. Gerade schicken sich einige Dortmunder Borussen an, in naher Zukunft zu festen Größen im Team mit dem Adler auf der Brust zu werden. Dass sie dabei abheben oder unsanft landen könn(t)en, ist sozusagen ausgeschlossen. "Jogi" weiß, wie er mit jungen Spielern umzugehen hat, es gibt klare Prinzipien und taktische Vorgaben. Wer die Philosophie des Ex-Stürmers lesen und verstehen kann, der hat gute Karten auf einen Platz im 23er Kader. Und zwar für den Flieger zur EM 2012 in Polen sowie der Ukraine beziehungsweise zur Weltmeisterschaft 2014 rund um den Zuckerhut. Und wer weiß, vielleicht kann Deutschland dann ja mal alle Gegner mit seiner Spielweise vernaschen.
Bayern schenkt Inter das Weiterkommen
"Wer vorne einfach nicht oder unter dem Strich zu selten trifft, bekommt die Dinger hinten". So, oder so ähnlich lautet die Erkenntnis nach dem Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Champions League zwischen dem FC Bayern München und Inter Mailand. Dabei sollte das Münchner Weiterkommen vor 66000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena nach dem 1:0-Hinspielsieg in Mailand für die Bayern nur noch Formsache sein. Mit der Form ist es allerdings gerade beim großen FC Bayern so eine Sache - vor allem in der Defensive, die sich seit Wochen nicht wie ein Abwehrbollwerk präsentiert, das es in solchen Spielen auf höchstem Niveau braucht. Während Ribéry, Robben, Müller und Gomez den Ex-Bayern-Star Lucio sowie seine Nebenleute um Torhüter Julio Cesar in der Mailänder Abwehr beschäftigen wollten, musste Bayern-Keeper Thomas Kraft bereits nach drei Minuten hinter sich greifen. Ein simpler Steilpass und die Weltklasse eines Samuel Eto’o aus leicht abseitsverdächtiger Position genügten, um die Zähler wieder "auf Null" zu stellen. Dass die Roten im eigenen Stadion zurückkamen, verdankten sie ihrem Selbstvertrauen und dem überragenden Offensivquartett um den französischen Dribbler und den feintechnischen Linksfuß aus Holland. Der leitete auch den Ausgleich ein. Nach seinem Schuss reagierte Tormaschine Gomez am schnellsten - 1:1. Dass Thomas Müller Minuten später auf 2:1 erhöhte, ließ endlich so etwas wie Stimmung in der sonst so ruhigen Arena aufkommen. Bis zur und kurz nach der Pause vergaben Gomez, Müller, Ribéry und Robben beste Chancen zum 3, 4 oder 5:1. Nach gut einer Stunde dachte sich Inters Spielmacher Wesley Sneijder, "ja gut, ich schieß nach gefühlten 13 Querpässen vor der ängstlich wirkenden bajuwarischen Abwehr einfach mal" und setzte den Ball von der Strafraumgrenze in die Maschen. In dieser Phase machten die Blau-Schwarzen mächtig Druck, bei jedem Angriff brannte es lichterloh. "Gut", dachte sich auch Feuerwehrmann Louis van Gaal, und stellte mal wieder die Abwehr um - Badstuber ersetzte van Buyten. Dass der junge Memminger das mit dem ersetzen zu wörtlich nahm und sich der durchwachsenen Leistung des belgischen Hünen anpasste, passte ins Bild. Gleichzeitig kam Altintop für Robben, den nach einiger Laufarbeit muskuläre Probleme plagten. So lief nur noch und alles über Franck Ribéry, dessen Nebenleute Mario Gomez und Thomas Müller in den Kontersituationen zu wenig Entschlossenheit zeigten. Die legte dafür umso mehr Goran Pandev an den Tag, der die Kugel in der 88. Minute zum 3:2-Endstand in den bayerischen Torwinkel nagelte. Bayern war draußen, hatte das Spiel hergeschenkt. Während Bastian Schweinsteiger mit leerem Blick am Boden saß, hämmerte Thomas Müller ein paar Meter weiter immer wieder mit der Faust auf den Boden, kickte dabei laut schimpfend und wild gestikulierend seine Schienbeinschoner weg. Inters Joker Yuto Nagamoto wanderte derweil Minuten nach dem Schlusspfiff zu den Klängen von "You'll never walk alone" mit der japanischen Fahne in der Hand, still und mit gesenktem Kopf, alleine über den Platz - nach feiern war dem 24-Jährigen nicht zumute. Er bewies, dass es in diesen Tagen - nicht nur für ihn - wichtigeres als Fußball gibt oder besser geben sollte.
Montag, 14. März 2011
Sprachrohr Rost bringt die Sache auf den Punkt
Um den viel besagten Brei herumreden. Eine Eigenschaft, die besonders Funktionäre und Verantwortliche in Führungspositionen besitzen. Doch die Dinge klar und deutlich anzusprechen - vulgo: im Dreck zu wühlen - das trauen sich nur wenige. HSV-Torwart Frank Rost hat es getan, holte nach dem blamablen 0:6 seines Hamburger Sportvereins bei den Bayern aus München zum großen Verbalschlag aus. Ob sich der 37-Jährige damit in den letzten Monaten seiner HSV-Karriere einen Gefallen getan hat, sei einmal dahingestellt. Rost war noch nie ein Stiller, stellte sich in Bremen, auf Schalke und jetzt auch im hohen Norden immer den Problemen. Zu viel ist in den letzten Wochen, Monaten und Jahren beim Bundesliga-Dino aus der Hansestadt schief gelaufen, der gebürtige Karl-Marx-Städter über- und erlebte in vier Jahren mit der Raute auf der Brust fünf Trainer. Dass eine absolute Führungspersönlichkeit auf und abseits des Platzes irgendwann auf gut deutsch "die Schnauze voll" hat, ist verständlich. Dass die Vereinsspitze des Traditionsvereins Rost wegen seiner markigen Sprüche und lauten Kritik an der sportlichen Führung rasieren und/oder bestrafen will, ist lächerlich. Frank Rost ist kein Blender, schaut über den Tellerrand hinaus - der Torwart lebt und arbeitet Fußball. Ob diese Leidenschaft auch auf der Geschäftsstelle in Hamburg (aus)gelebt wird, darf bezweifelt werden. Hier sollte dringend der eine oder andere gehen oder gegangen werden. Das Motto: Selbsterkenntnis ist der Weg zur Besserung. Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert. "Man kann nicht immer zur Tagesordnung übergehen", sagte Rost. Er wird es tun - spätestens im Sommer bei einem intakten Verein, in dem der Sport über gekränkten Eitelkeiten und Machtstreitereien steht.
Sonntag, 13. März 2011
Bayern ballert Veh aus dem Job
Dass es im Sport immer Sieger und Verlierer gibt und geben wird, das ist sonnenklar. Doch während in der bayerischen Landeshauptstadt die Sonne über der Säbener Straße lacht, stochern sie im hohen Norden weiterhin im Nebel. Ein erster Lichtblick aus Sicht des Hamburger SV soll nach der 0:6-Klatsche die Freistellung von HSV-Coach Armin Veh sein. Doch ob er das wirklich ist, das sei dahin gestellt. Denn: Was kann Veh dafür, wenn sich seine – inzwischen ehemalige – Hintermannschaft von Robben und Ribéry in der Münchner Allianz Arena vorführen lässt. Wohlgemerkt von zwei Spielern eines Vereins, die selbst in den vergangenen Wochen neben sich standen und deren Coach Louis van Gaal zuletzt mehr als angezählt war. Dass es für den holländischen „Tulpengeneral“ nicht – oder besser – noch nicht zum vorzeitigen Knockout beim großen FC Bayern München gekommen ist, lag – und das ist ein offenes Geheimnis – nicht zuletzt an mangelnden Alternativen. Die will der HSV in Co-Trainer Michael Oenning im Gespann mit Ex-Profi Rodolfo Esteban Cardoso gefunden haben. Und das in zwei Männern, die bisher gemeinsam mit Armin Veh das Sagen auf dem Trainingsplatz hatten. Spannend, dass am kommenden Samstag ausgerechnet Lukas „Prinz Poldi“ Podolski und seine „Gute-Laune-Kicker“ in der Hansestadt zu Gast sind. Spaß verstehen die gerade keinen und das schon gar nicht auf dem Platz. Prognose: Schaefers Schäfchen grasen den Platz beim HSV ordentlich um und nehmen mindestens einen Punkt auf die Rückreise nach Köln mit. Achja, die Rückreise aus dem Urlaub kann sich (Noch)HSV-Boss Bernd Hoffmann dann sparen. Willkommen bei Hamburg Sucht den nächsten Vorstand. Wie wäre es mit Clemens Tönnies? Der dreht tierische Lebewesen und selbsternannte Wunschtrainer nämlich gerne einmal unnötig durch den Fleischwolf.
Donnerstag, 10. März 2011
Sind die (Schalker) denn noch zu retten?
Manchmal lohnt es sich dann also doch am gesunden Menschenverstand einzelner Herren zu zweifeln. Da erreicht der FC Schalke 04 mit seinem Trainer Felix Magath gerade erst das Viertelfinale der Champions League, in der es die ganz großen Euros für einen alles andere als schuldenfreien Klub zu verdienen gibt. Und diesen Erfolg gibt es nach 2008 erst zum zweiten Mal in der langen und traditionsreichen Vereinsgeschichte der Knappen aus Gelsenkirchen und die Vorstände haben nichts besseres zu tun, als über eine – nicht nur vorzeitige, sondern sogar schnellstmöglichste – Entlassung des ehemaligen Mittelfeldstrategen des HSV zu diskutieren. Mit Strategie kann und wird der nach Medienberichten einstimmig gefasste Beschluss der Vereinsbosse um Wurstfabrikant Clemens Tönnies zur Entlassung Magaths nicht viel zu tun haben. Eher mit grundlos durch den Fleischwolf drehen, an dem Tönnies augenblicklich selbst nicht gänzlich zu überzeugen weiß – Schweine- ist eben nicht Rindfleisch, oder umgekehrt. Wie dem auch sei, den Clubchefs in der ganzen Republik scheint in den vergangenen Tagen etwas schlecht bekommen zu sein, nämlich ihre unmenschliche sowie mitunter zu große Erwartungshaltung. Gestern war der „Wunschkandidat“ noch der große Held, heute schon ist er irgendetwas zwischen Pest und Cholera – also ziemlich unerwünscht. Die Frage ist und bleibt, warum dann immer erst langfristige Drei- oder Vierjahresverträge abgeschlossen werden, wenn nach spätestens zwei Spielzeiten alles falsch sein soll oder ist. Gut, Schalke steckt in der Bundesliga mitten im Abstiegskampf, aber Manuel Neuer und Co. zählen zu den besten acht Teams in ganz Europa und können zudem den DFB-Pokal gewinnen. Bei solchen Aussichten kann nicht alles falsch sein, was „Alleinherrscher“ Magath bei den Blau-Weißen gemacht und die nächsten Wochen noch vor hat. Vorausgesetzt, man lässt ihn und die Mannschaft in Ruhe weitermachen. Nur so wird Schalke die Klasse halten und kann den DFB-Pokal in den Pott holen. Motto: In der Ruhe liegt die Kraft.
Mittwoch, 9. März 2011
Das rätselhafte "Trainersterben"
"Fußball-verrückt". Ja, eine Eigenschaft, die in diesen Tagen im Oberhaus des bezahlten Rasensports eine völlig neue Bedeutung gewonnen hat. “Verrückt spielen” aber ausnahmsweise nicht die Spieler oder Trainer - sei es mit Skandalen, weggetretenen Eulen, groben Foulspielen, schrillen Outfits, teuren Sportwagen oder waghalsigen Aussagen - nein, es sind die Vorstände. Die Vereinsbosse haben Lust zu agieren, verspüren sozusagen Handlungsbedarf wie es in Expertenkreisen nur allzu gerne heißt. In München muss Louis van Gaal zum Saisonende nach zwei Jahren gehen, auch weil es unterschiedliche Philosophien gibt. Vor einem Jahr war noch alles in Ordnung, der von den Medien als “Tulpengeneral” benannte Charakterkopf gewann mit dem FC Bayern beinahe drei Titel, ließ sich mit zwei Trophäen lautstark auf dem Rathausbalkon bejubeln. Als gefeierter Held heuerte auch Felix “Der Glückliche” Magath beim großen FC Schalke an, kam mit der Empfehlung des Überraschungsmeisters aus der Autostadt Wolfsburg ins Revier. So richtig heimisch wurde der nüchtern wirkende Alleinherrscher im familiären Pott eigentlich nie, soll demnächst entlassen werden. Und das obwohl der erfolgsverwöhnte Aschaffenburger die Königsblauen in der Vorsaison erst auf Rang zwei führte und gerade erst den Einzug ins Viertelfinale der Champions League klarmachte. Gut, Schalke bewegt sich im Niemandsland der Bundesliga-Tabelle in einer Saison, in der ausgerechnet der so verhasste Nachbar Borussia Dortmund alles in Grund und Boden spielt. Mit ähnlichen Ansprüchen gingen auch die Nordlichter des Hamburger SV in den Wettbewerb, verpflichteten mit Armin Veh einen erfahrenen Mann für das Tagesgeschäft. Veh gewann mit dem VfB Stuttgart, der mitten im Abstiegskampf steckt, 2007 die Deutsche Meisterschaft, um nun - gerade einmal vier Jahre später - den hohen Norden aus freien Stücken zu verlassen. “Verlassen”, ja das fühlte sich Fußballehrer Veh, und zwar von seiner sportlichen Führung. Diese macht seit Monaten nur mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam, sorgt für reichlich Unruhe an der Elbe. Vorstand Bernd Hoffmann soll zum Jahresende die wankende Schiffsbrücke des HSV verlassen, und das obwohl sich der Bundesliga-Dino finanziell und sportlich in vergleichsweise ruhigen Gewässern bewegen könnte. “Viel Wind um eine Sache machen” lautet ein Sprichwort, für Dinge, die gar nicht so wichtig oder entscheidend sind. Vielleicht sollte der eine oder andere Vorstand seinen blinden Aktionismus in Richtung Trainerstuhl gründlich überdenken. Damit es wieder heißt: “Gehts’ raus und spielts’ Fußball”, wie es Franz Beckenbauer 1990 einst in Rom sagte. Resultat: Weltmeister.
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