"Fußball-verrückt". Ja, eine Eigenschaft, die in diesen Tagen im Oberhaus des bezahlten Rasensports eine völlig neue Bedeutung gewonnen hat. “Verrückt spielen” aber ausnahmsweise nicht die Spieler oder Trainer - sei es mit Skandalen, weggetretenen Eulen, groben Foulspielen, schrillen Outfits, teuren Sportwagen oder waghalsigen Aussagen - nein, es sind die Vorstände. Die Vereinsbosse haben Lust zu agieren, verspüren sozusagen Handlungsbedarf wie es in Expertenkreisen nur allzu gerne heißt. In München muss Louis van Gaal zum Saisonende nach zwei Jahren gehen, auch weil es unterschiedliche Philosophien gibt. Vor einem Jahr war noch alles in Ordnung, der von den Medien als “Tulpengeneral” benannte Charakterkopf gewann mit dem FC Bayern beinahe drei Titel, ließ sich mit zwei Trophäen lautstark auf dem Rathausbalkon bejubeln. Als gefeierter Held heuerte auch Felix “Der Glückliche” Magath beim großen FC Schalke an, kam mit der Empfehlung des Überraschungsmeisters aus der Autostadt Wolfsburg ins Revier. So richtig heimisch wurde der nüchtern wirkende Alleinherrscher im familiären Pott eigentlich nie, soll demnächst entlassen werden. Und das obwohl der erfolgsverwöhnte Aschaffenburger die Königsblauen in der Vorsaison erst auf Rang zwei führte und gerade erst den Einzug ins Viertelfinale der Champions League klarmachte. Gut, Schalke bewegt sich im Niemandsland der Bundesliga-Tabelle in einer Saison, in der ausgerechnet der so verhasste Nachbar Borussia Dortmund alles in Grund und Boden spielt. Mit ähnlichen Ansprüchen gingen auch die Nordlichter des Hamburger SV in den Wettbewerb, verpflichteten mit Armin Veh einen erfahrenen Mann für das Tagesgeschäft. Veh gewann mit dem VfB Stuttgart, der mitten im Abstiegskampf steckt, 2007 die Deutsche Meisterschaft, um nun - gerade einmal vier Jahre später - den hohen Norden aus freien Stücken zu verlassen. “Verlassen”, ja das fühlte sich Fußballehrer Veh, und zwar von seiner sportlichen Führung. Diese macht seit Monaten nur mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam, sorgt für reichlich Unruhe an der Elbe. Vorstand Bernd Hoffmann soll zum Jahresende die wankende Schiffsbrücke des HSV verlassen, und das obwohl sich der Bundesliga-Dino finanziell und sportlich in vergleichsweise ruhigen Gewässern bewegen könnte. “Viel Wind um eine Sache machen” lautet ein Sprichwort, für Dinge, die gar nicht so wichtig oder entscheidend sind. Vielleicht sollte der eine oder andere Vorstand seinen blinden Aktionismus in Richtung Trainerstuhl gründlich überdenken. Damit es wieder heißt: “Gehts’ raus und spielts’ Fußball”, wie es Franz Beckenbauer 1990 einst in Rom sagte. Resultat: Weltmeister.
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