Dienstag, 12. Juni 2012

Von einem, der (sich) niemals aufgegeben hat

Ich bin ziemlich schockiert und positiv überrascht zugleich, denn selbst als absoluter Fußball-Liebhaber wusste ich davon bisher nichts. Es geht um Jakub „Kuba“ Blaszczykowski, den polnischen Nationalspieler, der seit 2007 sein Geld bei Borussia Dortmund verdient. Er wird heute Abend (20.45 Uhr, MEZ) seine Mannschaft erwartungsgemäß als Kapitän gegen Russland aufs Spielfeld führen. Und man wird ihm, dem 26-jährigen Mittelfeldmotor nichts anmerken – aber auch gar nichts. Was denn überhaupt? Ganz einfach, seinen bittersten Moment in seinem noch jungen Leben, als er noch gar nicht zu den Sporthelden seines Landes gehörte. Die Rede ist von einem Erlebnis aus dem Jahre 1996, als der sympathische Blondschopf Vater und Mutter gleichzeitig verlor. Doch nicht etwa bei einem tragischen Autounfall oder durch eine heimtückische Krankheit. Nein, der damals elfjährige Junge musste mitansehen, wie sein eigener Papa seine Mutter nach einem heftigen Streit erstach. Der Mörder kam für 15 Jahre ins Gefängnis, vor drei Wochen verstarb er. „Kuba“ wuchs zusammen mit seinem Bruder bei den Großeltern auf, hatte den Kontakt zu seinem Erzeuger nach dieser entsetzlichen Tat komplett abgebrochen. Der frisch gebackene Double-Gewinner mit dem BVB flüchtete sich damals in den Sport, trainierte wie ein Besessener auf dem Platz. Blaszczykowski versuchte, den Kopf frei zu bekommen – irgendwie, kaum jemand wusste von diesem Drama. Erst vor zwei Jahren öffnete sich der Profikicker, erzählte von diesem entsetzlichen Erlebnis. Mittlerweile ist der 52-fache Auswahlspieler, der heute sein 53. Länderspiel machen wird, selbst verheiratet und stolzer Vater einer einjährigen Tochter. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Mann. Ich weiß nicht, wie ich einen derartigen Schicksalsschlag verkraftet hätte – und ob überhaupt. Respekt dafür!

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