Zaubern anstatt zaudern lautete gestern das Motto im neuen Stuttgarter Fußballtempel. Denn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wusste gegen die Feintechniker vom Zuckerhut zu gefallen. Das Passspiel funktionierte fast wie aus einem Guss, der (erfolgreiche) Torabschluss folgte meistens schon nach der vierten oder fünften Station. So hatte man die Deutschen selten oder noch nie kicken sehen – wobei „kicken“ hier ziemlich abfällig klingt. Die DFB-Elf ist auf dem besten Weg, sich von ihren früheren Tugenden Kampf, Kraft und Zweikampfhärte zu verabschieden. Die Brasilianer des gestrigen Länderspieltests trugen weiß und nicht wie gewöhnlich gelb-blau. Und: Dass Deutschland nicht in Bestbesetzung auflief, lässt auf weitere tolle Spiele hoffen. Doch in der Abwehr stimmte die Abstimmung nicht immer, die Konter der stark verjüngten Sambakicker waren fast immer brandgefährlich. Da sollte sich Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw so langsam auf ein Duo festlegen, die achte Formation (Badstuber/Hummels) in den letzten sieben Begegnungen spricht nicht gerade für Kontinuität. Überragender Akteur im DFB-Trikot war Mario „Götzinho“ Götze. Der Jungstar des Meisters aus Dortmund belebte das deutsche Angriffsspiel, setzte seine Mitspieler ein oder zog selbst unwiderstehlich in Richtung brasilianisches Tor. „Es sind die einfachen Dinge, die ihn so stark machen“, sagte Löw über den 19-Jährigen hinterher. „Wir freuen uns, einen solchen Spieler in der Mannschaft zu haben.“ Nicht nur das Trainerteam, sondern ganz Fußball-Deutschland kann auf den gebürtigen Memminger – seine Familie zog es vor vielen Jahren berufsbedingt in den Ruhrpott – richtig stolz sein. Und eines ist sicher: Götze wird dem BVB und Deutschland noch einige Kohlen aus dem Feuer holen. Und das nicht nur in Freundschaftsspielen. Özil und Khedira wurden geschont, aus der U21 kommen Schätze wie beispielsweise Lewis Holtby, Ilkay Gündogan oder Andre Schürrle (der gestern eingewechselt wurde) nach. Es könnten goldene Zeiten anbrechen.
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