"Scheiß Millionäre" schallt es immer wieder durch die Stadien in der deutschen Fußball-Bundesliga. Und das besonders dann, wenn die sonst so geliebten Kicker und Idole nicht ihr wahres Leistungsvermögen abrufen können oder wollen. Klar, Profifußballer werden sehr gut oder viel zu gut - je nach Sichtweise - für ihren (Traum)Beruf bezahlt, haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und damit viele Millionen verdient. Auch Juninho, brasilianischer Freistoßkünstler, ist so einer. Der 36-Jährige, der in den ersten zehn Jahren des neuen Jahrtausends mit Olympique Lyon sieben Meistertitel in Serie holte, verzückte nicht nur die Fans seines Ex-Klubs. Nein, auch internationale Anhänger des Sports mit dem runden Leder fanden sein Spiel und seine Standardsituationen einfach überragend. Phasenweise war es ein ungeschriebenes Gesetz: Wann immer Juninho Pernambucano alias Antônio Augusto Ribeiro Reis Júnior einen ruhenden Ball ausführte, konnte man seinen Versuch als beinahe sicheres Tor verbuchen - nur selten hatten die Torhüter, Pfosten oder Latte das bessere Ende für sich. Und es soll sogar vorgekommen sein, dass Juninho drüber oder daneben zielte, allerdings sehr selten. Im Spätherbst seiner glanzvollen Karriere zieht es den am 30. Januar 1975 in Recife geborenen Ballkünstler nach einem Abstecher in die Wüste zurück in seine brasilianische Heimat. Der 44-fache Nationalspieler heuert bei Vasco da Gama an - wie er es einst versprochen hatte - und wird seine Laufbahn dort beenden. Dieser Schritt ist nichts Besonderes für einen Altstar, es noch einmal bei seinem ersten Klub zu versuchen. Doch Juninho Pernambucano kickt für unglaubliche 260 (!) Euro im Monat. Ein echtes Nasenwasser für einen Weltklasse-Mann und doch ein Zeichen von unglaublicher Bescheidenheit. Ok, Juninho hat in seinem Leben genug Kohle verdient, richtig. Aber sein Entschluss beweist, dass der Freistoßspezialist seine bescheidenen Wurzeln nicht vergessen hat und gerne etwas zurückgeben möchte und wird. Hut ab vor diesem Zeichen.
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