Samstag, 28. Mai 2011

Der "Capitano" muss von Bord gehen

Die Würfel sind gefallen: Leider würfelte Michael Ballack, DFB-Kapitän a.D., nur eine "eins" und keine "sechs", er darf nicht über "Los". Das heißt, für ihn ist das Kapitel Deutsche Fußball-Nationalmannschaft wohl endgültig vorbei. Bitter, enttäuschend, unerwartet - nein, absolut logisch. Der 34-Jährige, der die WM 2010 aufgrund einer schweren Verletzung (Boatengs Tritt) verpasste, hat seither nicht mehr so richtig in die Spur gefunden. Für "Balla" - wie er von seinen Mitspielern genannt wird - dürfte die erneute Nicht-Nominierung von Bundestrainer Joachim Löw aber ein Schlag ins Gesicht sein. Ein Gefühl, dass die "Nummer 13" jedoch bestens kennt - nachzufragen bei einem gewissen Lukas Podolski. "Prinz Poldi" knallte dem Ex-Kapitän schon einmal mitten auf dem Platz eine, nachdem dieser ihn zu mehr Laufarbeit aufgefordert hatte. "Lauf doch selber, Du A...Loch", soll Podolski gebrüllt haben. Hm, nicht die feine englische Art. Doch gerade Ballack verkörperte in den vergangenen Jahren nicht gerade das Attribut "Lauffreude" in sich und trabte meistens über den Platz. "Es reicht nicht, nur ein guter Fußballer zu sein", sagte Ballack selbst und liegt damit goldrichtig. Aufgrund zahlreicher Rückschläge war der gebürtige Chemnitzer längst an seine Grenzen gestoßen, wollte es aber nicht wahrhaben. Inzwischen ist Philipp Lahm DFB-Kapitän, das Mittelfeld organisieren jetzt Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. "Ich hoffe, dass ich Michael Ballack noch einmal als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft auf dem Platz sehe", wagte DFB-Präsident Theo Zwanziger eine etwas gewagte, aber nicht unmögliche Prognose. Ballack wird die Chance kriegen, seine Bilanz auf 100 Einsätze aufzubessern (er hat derzeit 98 Länderspiele). Im Test am 10. August gegen Brasilien in Stuttgart läuft der Leverkusener auf und könnte dabei für eine seiner bittersten Niederlagen Revanche nehmen. Nämlich für das verlorene WM-Finale 2002, bei dem Ballack zwar gesperrt war, aber neben Torhüter Oliver Kahn zu den besten Spielern des Turniers zählte. Und auch sein 1:0-Kracher-Freistoß gegen Österreich im Gruppenspiel der EM 2008 wird unvergessen bleiben. In diesen Schuss legte der 1,89-Hüne alles, was ihn auszeichnet(e), aber er zuletzt nur selten zeigte: Wille, Entschlossenheit, Stärke und Verantwortung. Danke Michael, für zwölf Jahre Leidenschaft mit dem Adler auf der Brust.

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