Es ist noch keine zwei Jahre her, als sich Ex-Nationaltorhüter Robert Enke das Leben nahm. Unweit seines Wohnorts warf sich der Keeper von Hannover 96 eines Abends vor einen Zug. Den ganzen Tag hatte er das Mobiltelefon ausgeschaltet, fuhr mit seinem Fahrzeug ziellos umher, versuchte einen Ausweg zu finden. Einen Ausweg für sein Leiden an einer Krankheit, die im Profifußball bisher als Tabuthema galt. Enke litt an Depressionen, nur seine engsten Vertrauten wussten Bescheid. „Wir haben gedacht, dass wir das in den Griff kriegen“, sagte seine Witwe Teresa, die sich inzwischen in einer Stiftung engagiert und Betroffenen (somit) hilft, damals. Einer von ihnen ist Markus Miller, Ersatztorwart des Hannover’schen Sportvereins und somit einer der Nachfolger Robert Enkes beim Bundesligisten aus Niedersachsen. Der zweimalige Familienvater fühlt sich ausgebrannt, brachte allen Mut auf, sich anzuvertrauen und öffentlich zu bekennen. „Ein gutes Vorbild für andere Erkrankte. Millers Bekenntnis kann Leben retten“, sagt Professor Dr. Frank Schneider, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Nicht nur der Verein um Präsident Martin Kind und Trainer Mirko Slomka stehen ihrem Angestellten in dieser nicht einfachen Situation bei, sondern auch Teresa Enke. Sie kann Millers Frau Marina helfen, damit ihrem Mann nicht ein ähnliches Schicksal droht. „Für mich gab es keine Anzeichen“, musste 96-Coach Slomka überrascht zugeben. Eine gefährliche Parallele zum Fall Enke, bei dem Mannschaft und Verantwortliche auch nichts ahnten, bis es zu spät war. Dabei ist es keine Schande, sich eine solche Krankheit einzugestehen. Eher ein Zeichen von Stärke – auch in einer Leistungsgesellschaft, in der unter Profis leider noch viel zu oft nur sportliche Erfolge zählen. Bite nicht vergessen: Titelchancen gibt es aber viele, Menschenleben dagegen nur eines. Gute Besserung Markus.
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