Die Ratlosigkeit war ihm unmittelbar nach dem Abpfiff ins Gesicht geschrieben. Da stand er, schaute versteinert ins weite Rund und klammerte sich an seinem Schreibbrett fest. Was um ihn herum passierte, das nahm er gar nicht (mehr) war. Es schien, als sei er gerade in seiner eigenen Welt - ganz alleine. Es ist nicht schön, Lucien Favre derzeit so zu sehen. Den Fußballtrainer, der in der Vorsaison mit seinem VfL Borussia Mönchengladbach die halbe Liga verzückte - auch Anhänger anderer Vereine klatschten beim Offensivspektakel um Marco Reus, den einleitenden Pässen von Roman Neustädter und der bärenstarken Leistung von Abwehrass Dante annerkennend. Am Ende reichte es für den VfL sogar für den vierten Tabellenplatz, die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League war fix. Heute - ein halbes Jahr später - ist davon bei den Gladbacher Fohlen nicht mehr viel übrig. Den "Fußballer des Jahres", der für Gladbach 18 Tore schoss, zog es zurück in seine Dortmunder Heimat zum BVB, Neustädter schloss sich den Schalker Knappen an und der brasilianische Innenverteidiger wechselte zum FC Bayern München. Gestern Abend hieß es 0:5 aus Sicht der Borussia gegen den Meister - zwei Treffer steuerte Reus bei. Der Taktikfuchs aus der Schweiz wirkte ratlos und schockiert, es droht ein böser Absturz. Den "Fohlen" fehlen ihre drei besten Pferde, der Überraschungsmoment ist weg. Eine solche Entwicklung musste Favre schon einmal mitmachen, damals coachte er die Hertha aus Berlin. Wie das damals ausging, das wissen wir alle noch. Hoffen wir, dass Favre bald etwas Gutes einfällt - sonst könnte es richtig bitter werden. Es wäre irgendwie schade drum, oder?
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