Es war ein kalter nebliger Abend, dieser 10. November 2009. Während sich die einen das Abendessen schmecken ließen, saßen andere gemütlich auf der Couch vor dem Fernseher. Manche standen auf dem Trainingsplatz, waren bei der Arbeit oder erledigten ein paar Einkäufe. Keiner, aber auch wirklich keiner konnte zu diesem Zeitpunkt erahnen, was Sekunden später nicht nur Fußball-Deutschland in einen kollektiven Schockzustand versetzte: „Robert Enke ist tot“ lautete die erschütternde Nachricht. So richtig glauben konnte man das eben Gelesene, Gesehene oder Gehörte nicht. Viele hielten es für einen bizarren Scherz, von „Hackerangriff“ war die Rede. Doch es stellte sich leider als wahr heraus, dass sich der beliebte und großartige Torwart von Hannover 96 das Leben nahm, sich in Eilvese bei Neustadt am Rübenberge in der niedersächsischen Provinz vor einen Zug geworfen hatte. Geplagt von seiner Depression, immer wiederkehrenden Verletzungssorgen gepaart mit Versagensängsten. "Wir haben zumindest eine größere Akzeptanz, ein Bewusstsein für die Krankheit geschaffen", sagte Martin Kind, Präsident von Hannover 96 vor kurzem gegenüber Sport1. Auch er hatte nichts geahnt vom Leid seines Torhüters, der seit 2003 in Behandlung war und nach weiteren Rückschlägen einfach nicht mehr leben konnte und wollte. In einem Abschiedsbrief bat Enke seine Angehörigen um Ehefrau Teresa sowie seine behandelnden Ärzte um Entschuldigung. Heute, gut zwei Jahre später ist das Thema „Depression“ glücklicherweise – so traurig der Auslöser mit seinem Tod auch ist – kein Tabuthema in der deutschen Leistungsgesellschaft mehr. Und das nicht nur im Leistungssport, der besonders im öffentlichen Fokus steht. Andreas Biermann oder Markus Miller sind weitere Beispiele, aber auch Ralf Rangnick musste und wollte kürzer treten. „Fußball ist unser Leben“ sangen die WM-Helden von 1974 einst. „Denn Fußball regiert die Welt.“ Stimmt so nicht, denn Fußballspiele gibt es viele, aber eben nur ein einziges Leben.
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